… Gehen vier Brahmanen durch den Wald …

„Vier Brahmanen gehen durch einen Wald. Drei waren gelehrt, der vierte war vernünftig. Sie sahen Gebeine liegen. Einer der Gelehrten sah, dass es Löwenknochen sind. Er legte sie zusammen. Der zweite war Anatom. Er umkleidete die Knochen mit Fleisch und Fell. Der dritte war Zauberer, der echte Wunder vollbringen kann. Er belebte den Löwen. Der vierte war bloß mit Vernunft begabt. Während die drei Männer aus den Knochen den Löwen machten, kletterte er auf einen Baum. Der Löwe fraß die drei, den vierten erreichte er nicht. Hier ist es der vierte Mann, der unbestraft bleibt. Es war der Mann mit den geringsten Wünschen.“

Aus: Viktor Schlowskij: Von der Ungleichheit des Ähnlichen in der Kunst.

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„Platos Zahlen hatten ’sichtbare und fühlbare Körper‘, auch wenn seine beiden Augen fixiert waren auf die geometrischen Wurzeln der Welt. Hunds-Zahlen zählen Hunde, Schaf-Zahlen Schafe, und Vogel-Zahlen ein Geflatter von Flügeln. Der Algebrista, der spanische Knochensetzer, stand bereit, den Schaden zu flicken.

Aristoteles sah im Schlaf Abstraktionen, als sähe er Wasser verdampfen. Jedoch immer noch eindeutige Zahlen von eindeutig benannten Dingen. Einen Vogel, einen unscharfen Flügel, hoch, aus dem Nichts. Der Wasserdampf kondensiert und, im Februar, gefriert. Tote Spatzen fallen von den Bäumen.“

Aus: Rosmarie Waldrop. Driven to Abstraction. Ins Abstrakte treiben.
Übersetzt von Elfriede Czurda und Geoff Howes.
Wien 2015.

… das Murmeln des Seienden …

„Im Jahr 1928, als der Stummfilm seinen Höhepunkt erreichte, stellte Dard eine neue Sensibilität bei jungen Menschen fest, die regelmäßig Lichtspielhäuser besuchten. Er beschrieb sie in Worten, die trotz ihrer Übertriebenheit alle Merkmale einer Erfahrung erster Hand an sich tragen: „Man hat tatsächlich in Frankreich noch nie eine Sensibilität wie diese beobachtet: passiv, persönlich, so wenig humanistisch oder humanitär wie nur möglich; zerstreut, unorganisiert, und ihrer selbst so unbewusst wie eine Amöbe; ohne Gegenstand, oder besser, sich allen [Gegenständen] anheftend wie Nebel, sie durchdringend wie Regen; schwer zu ertragen, leicht zu befriedigen, unmöglich zu zügeln; überall, wie ein aufgescheuchter Traum, jener Grübelei verfallen, von der Dostojewski spricht und die ständig aufspeichert, ohne irgendetwas von sich zu geben.“ Gelingt es dem Zuschauer jemals, die Dinge, über die er meditiert, auszuschöpfen? Seine Wanderungen nehmen kein Ende. Manchmal freilich mag es ihm so scheinen, as ob er, nachdem er tausend Möglichkeiten ausprobiert hat, unter Anspannung all seiner Sinne ein undeutliches Murmeln hörte. Bilder beginnen zu tönen und die Töne werden wieder zu Bildern. Wenn dieses unbestimmbare Murmeln – das Murmeln des Seienden – zu ihm dringt, dann mag er dem unerreichbaren Ziel am nächsten gekommen sein.“

Siegfried Kracauer: Theorie des Films. Die Errettung der äußeren Wirklichkeit. Vom Verfasser revidierte Übersetzung von Friedrich Walter und Ruth Zellschan.

NO

NO to spectacle, no to virtuosity, no to transformations and magic and make-believe, no to the glamour and transcendencs of the star image, no to the heroic, no to the anti-heroic, no to trash imagery, no to involvement of performer or spectator, no to style, no to camp, no to seduction of spectator by the wiles of the performer, no to eccentricity, no to moving or being moved.

 

Yvonne Rainer, ‚On dance for 10 people and 12 Matresses called Parts of some Sextets‚, 1965

 

große zahlen

zweitausendmal vergiss es. sehr vergiss es. tausendmal vergiss es und dann tu noch tausend drauf. und dann nochmal vergiss es. und dann wieder. und dann ein weiteres mal. so kanns kommen. und dann wieder.

 

offenbar hab ich das vor 3  Jahren // terminiert, respektive gefühlt

 

 

 

interesting

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„Ich bin sogar seitdem in eine muthwillige Laune gefallen, in einen gewissen humoristischen Rausch, in welchem mir die Freuden und Leiden dieses Lebens weder wünschenswürdig noch verabscheuungswerth erscheinen, es ist alles um mich her ein breiter, mühsam erfundener Scherz, der, wenn man ihn zu genau beobachtet und anatomirt, nüchtern erscheint: aber wenn man sich auf dieser Maskerade dem Lachen und der guten Laune gutwillig hingiebt, so verfliegt der Spleen, und wir fühlen es, daß wir auch im Lachen weise seyn können. Ist denn überhaupt nicht alles auf dieser Erde ein und eben dasselbe?“

„Ja, das mag wohl sein, aber eins und eins ist zwei!“

spleen

„In dieser Nacht, etwa um die Mitte derselben, heißt es, vernahm man, während Alles in der Stadt ruhig und vor Furcht und Erwartung dessen was geschehen werde niedergeschlagen war, plötzlich harmonische Töne von allerlei Instrumenten und den Lärmen von einer Menge Menschen unter Jauchzen und Tanzen von Satyren, wie wenn ein Bakchantenschwarm nicht ohne Geräusch hinauszöge; die Richtung sei ziemlich mitten durch die Stadt nach dem äußern Tore zu gewesen, welches den Feinden zugekehrt war; dort habe das Geräusch seine höchste Stärke erreicht und sich hierauf draußen verloren. Denen die über dieses Vorzeichen nachdachten schien es als werde Antonius von dem Gotte verlassen dem er sich Zeit seines Lebens am meisten als ähnlich und verwandt betrachtet hatte.“

.. eine seltsame Verkettung von Zufall, Schickung und Leidenschaft ..

Vormittags: Philologie, Geographie, Alchymie, Technologie, Specialhistorie, Generalhistorie, Physik, Mathematik, Statik, Hydrostatik, Aerostatik;

Nachmittags: Literatur, Poesie, Musik, Plastik, Drastik, Phelloplastik, gemeinnützige Kenntnisse;

Abends: Gymnastik, Hippiatrik, Medicin, insonderheit Anatomie, Physiologie, Pathologie, Semiotik, Biotik, Materia medica;

nachts repetierten, experimentierten, disputierten wir.

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We danced, 0 Brave, we danced beyond their farms.
In cobalt desert closures made our vows . . .
Now is the strong prayer folded in thine arms,
The serpent with the eagle in the boughs.

… die generelle und kaum glaubhafte aber in jedem moment zunehmende härte …
die realistische härte … die kaum glaubhafte aber in jedem moment zunehmende
zunehmend realistische und kaum tröstliche dafür aber umso glaubhaftere härte …