WHY IS THIS … ?

a) black door
der wunsch, eine schwarze tür schwarz anzumalen: angespannter minimalismus. denke an das raumschiff, das so schwarz war, dass man es nicht sehen konnt – und dessen oberfläche so glatt, dass sie keinerlei widerstand bot. die hand glitt hinein, hindurch, stürzte hindurchlangend (ein dunkler sturz) nach elsewhere, der rest stolperte nach. man fand die tür nicht. fand sie nicht. anfangs. nicht aber greifen wir hinüber durch eine schwarze tür (und die finger in der schwarzen angel, der nagel wird? wie wird er? schwarz!!!) – und doch zitiert didi-huberman zu anfang seines buchs „was wir sehen, blickt uns an“ eine passage aus dem ulysses, in der die finger durch das tor gehn:

„Grenze des Diaphanen in. Wieso in? Diaphan, adiaphan. Wenn man seine fünf Finger hindurchstecken kann, ist’s ein Tor, wenn nicht, eine Tür. Schließ deine Augen und schau!“ (shut your eyes and see).

Didi-Huberman kommentiert: „Nun beginnen wir zu verstehen, dass jedes sichtbare Ding, so ruhig und neutral es dem Schein nach auch sein mag, unausweichlich wird, wenn es von einem Verlust getragen wird – und sei es durch eine einfache, aber zwingende Ideenassoziation oder durch ein Sprachspiel-, und uns von daher anblick, uns betrifft, heimsucht. (..) Öffne deine Augen, um zu spüren, was du nicht siehst, was du nicht mehr sehen wirst – oder vielmehr um zu spüren, dass das, was du nicht mit aller (sichtbaren) Evidenz siehst, dich dennoch als ein (visuelles) Werk des Verlusts anblickt.“

Was passiert, wenn Sehen Verlieren heißt? – so lautet die frage, die didi-huberman im folgenden den weg weist.

Es geht um visuelle Objekte, die den Verlust, das Verschwinden der Dinge oder der Körper zeigen – und er schließt an: „Das heißt Dinge, die von ferne zu sehen und von nahem zu berühren sind, Dinge, die man befühlen will oder nicht befühlen kann. Hindernisse, aber auch Dinge, aus denen heraus oder in die man hinein kann.“

(ich erinnere kurz an den zwangsmantra-artigen wunsch, eine schwarz gestrichene tür schwarz zu streichen, allerdings wissen wir noch nicht, ob die tür von innen oder von außen schwarz gestrichen wird – wobei undurchsichtig bleibt, ob eine der beiden positionen des schwarzstreichens besser oder schlechter ist als die andere, vielleicht bleibt sich alles gleich, ich ahnes schon: wenn ich eine schwarze tür schwarz anmalen will, spielt es keine rolle von welcher seite aus ich dies tue oder zu tun wünsche.. (ich gebe es preis)  .. die wiederholung tut ein übriges in sachen undurchsichtigkeit.. i see your black door and i want to paint it black – ich sehe diese (nein, deine) schwarze tür, ich kann sie nicht öffnen oder schließen, aufbrechen oder zuschlagen, aber ich kann sie schwarz streichen, schwärzer noch, vielleicht so schwarz, dass ihr irgendwann die eigenschaften des oben bereits genannten raumschiffs zukämen: so dass man sie nicht mehr sähe und hindurchgriffe, mit fünf fingern, dann vielleicht auch mit den armen, dem kopf, dem brustkorb.. der rest ist bekannt. doch dazu muss eine alte frau lange streichen.)

weiter im text: „Das heißt, Volumen mit Leerräumen. Präzisieren wir noch einmal die Fragestellung: was also wäre ein Volumen – ein Volumen, das bereits ein Körper ist – , das im gleichsam Wittgensteinschen Sinne des Wortes den Verlust eines Körpers zeigen könnte? Was ist ein Volumen, das Leere in sich tragen, zeigen würde? Wie zeigt man Leere? Und wie macht man aus diesem Akt eine Form – eine Form, die uns anblickt?“

Soweit Didi-Huberman: Was wir sehen blickt uns an. Zur Metapsychologie des Bildes. Seite 18. und davor.

wie man aber von einer mehrfach schwarzbemalte schwarzen tür zu den objekten eines donald judds beispielsweise kommt, bitte ich dem nachfolgnden kapitel „Das Dilemma des Sichtbaen oder das Spiel der Evidenzen“ zu entnehmen. stellen Sie sich vor: Sie bemalen die schwarze tür solange mit schwarzer farbe, schichten, schichten, schichten, bis vor der tür (immer vor der tür, ganz gleich ob innen oder außen) ein schwarzer farbkörper entsteht, beinah kongruent mit der größe der tür, etwas kleiner vielleicht, jenachdem auf welcher seite der tür Sie sich befänden. dieses objekt, diese spezifische, in demut und beharrlichkeit und bei unendlichen farbvorräten entstandene objekt, dicht, schwer, unvermittelt, isoliert, theatral, expressionistisch, unbeherrscht und beunruhigend und MINIMAL – als variable einer situation, als erfahrung des dauerns – ist ein minimales objekt. als würde ich meinen sarg von innen solange schwarz anstreichen, bis ich keinen platz mehr darin habe, bis er so schwarz ist, dass er durchlässig wird und ich entglitt! entglitt! ich erinnere nochmals an das raumschiff, das ich inzwischen bereits mehrfach erwähnt habe.

deswegen steht dies hier im zusammenhang mit prekären dingen – und – weil ich, wenn ich mich recht entsinne, traurig und nicht nüchtern war.

10 Gedanken zu „WHY IS THIS … ?“

  1. WHY IS THIS ..?
    b) .. .. .. man wird zuerst die erfahrung befragen, ob dergleichen vorkommt, und dann die theorie, ob es überhaupt möglich ist ..“ (die endliche und die unendliche analyse, freud)

    wie ans ende kommen, fragt freud. in diesem späten, pessimistisch eingefärbten aufsatz, erschienen in den „schriften zur behandlungstechnik“, band X der studienausgabe. es gelte einen latenten konflikt in einen aktuellen zu überführen. man begegnet der dauer der analyse zuweilen mit einer ungeduldigen geringschätzung – „als würde die Feuerwehr die umgekippte Lampe entfernen – um einen durch diese ausgelösten Hausbrand zu löschen.“ freilich wäre man nicht überzeugt von einer solchen methode, rufen würde man und sich wehren – und flammen schlügen aus dem „undifferenzierten kräftereservour, aus trieb und stoff“. und ich denke an die LAMPE. die lampe. und eine schöne und seltsame postkartenserie, die nicholas grindell einmal entwarf, auf deren rückseite immer wieder der gleiche satz zu lesen war: „Ich spukte in der Stadt deiner Träume / wie eine umgeworfene Lampe, die man / aus einem Fenster im dritten Stock fallen lässt.“ es wird sich freilich nicht um die gleiche lampe handeln, aber ich denke die lampe, auch die schreibtischlampe, als krisen-schein. krisen-schirm. herd? nein, nicht herd. an viele signifikante lampen denke ich, und die wenigsten fallen mir ein. nun gebe es also, so freud weiter, das heroische mittel der terminsetzung, eine quasi erpresserische maßregel. und er schreibt: „Sie ist wirksam, vorausgesetzt, dass man die richtige Zeit für sie trifft. Aber sie kann keine Garantie für die vollständige Erledigung der Aufgabe geben.“ daran denke ich häufig, daran denke ich in vielerlei zusammenhang. der termin kann hilfreich sein, aber er gibt keine garantie. schmerzhaft. zuweilen, als slow-learner. man müsse dies also dem takt überlassen, wie beim „Löwen, der nur einmal springt“. ich kürze etwas. wann also ist etwas zu ende? gibt die LAMPE auskunft? wohl kaum. „Der zu Ende beeinflusste Patient“ – ein pessimistisches ziel. man denkt unwillkürlich an dressur, an den löwen, der nur einmal springt, und der dennoch dazu gezwungen wird, dies immer und immer wieder zu tun. (aber ist das dann noch sprung???) da denke ich an pastior: der seltene tiere durch außergewöhnliche gegenstände springen lässt, woraus ein sog entstünde, ein lockender sog, der sich an andere seltene tiere richtet…. aber weiter mit freud: der dann oben genannte frage stellt: „MAN WIRD ZUERST DIE ERFAHRUNG BEFRAGEN, OB DERGLEICHEN VORKOMMT, UND DANN DIE THEORIE, OB ES ÜBERHAUPT MÖGLICH IST…“ also, beginnen wir bei der erfahrung. kommt dies vor? nein. die theorie versichert: gut, denn es ist, soweit wir wissen, auch nicht möglich. wenn die erfahrung aber sagt: ja, es kommt vor, und die theorie antwortet: es ist nicht möglich – müssen theorie und erfahrung zueinander vermittelt werden. ich gebe ein beispiel aus der lebenswelt. nein. Sie geben ein beispiel aus der lebenswelt. freud rät diesbezüglich: DIE FRAGE SOLLTE DEN HINDERNISSEN GELTEN. ist erledigung möglich? Handelt es sich um ein ich im konflikt mit dem trieb ODER um einen pathogenen triebanspruch an das ich? und ob ich, als analytikerin erfolgreich bin, kann einerseits der wirksamkeit einer kompletten beeinflussung geschuldet sein, es kann aber auch eine gute, erlernte immunität gegen weitere erkrankung sein, an der sich mitwirken durfte – – – oder einfach GUNST DES SCHICKSALS! (gunst des schicksals insofern als dem patienten in der zwischenzeit nichts schlimmes widerfahren ist) (pessimismus oder analytische bescheidenheit). – Kommt es vor, und, wenn ja, ist es möglich? genauso ist dies eine anleitung mich nicht theoretisch mit dingen zu beschäftigen, von denen mir die erfahrung sagt, dass sie nicht vorkommen. (dennoch tue ich dies immer wieder, mit wachsender verzweiflung, freude, übermut und defätismus, wer weiß es denn, dass sie nicht vorkommen, nur weil ich darauf nicht gefasst bin???) (doch ist diese art sich gefasst-zu-machen nicht auch wieder nur eine spielart der fassungslosigkeit, ja der, bösartig gesprochen: Freiwilligen Fassungslosigkeit, wobei ich aber der ansicht bin, dass es hierbei nicht mehr um freiwilligkeit, ja nicht einmal mehr um willigkeit geht.) (siehe auch: du kannst nicht? das heißt: du musst. ) /// aber ist es nicht gleichsam so: alles womit wir uns (als RKS) beschäftigen, kommt vor. so meint es: BLIZZARD im SINNE VON BLISS (oder BLISTER). egal. wobei es genauso vorkommen kann, dass die heilung selbst vom ich als eine neue gefahr behandelt werde, so freud weiter. ich kürze. und zitiere das ende: „Wie immer man sich theoretisch dieser Frage (nach der endlichen oder unendlichen analyse, m.r.) stellen mag, die Beendigung einer Analyse ist, meine ich, eine Angelegenheit der Praxis.“ mir schien, als ich diesen satz herbeizitierte, dies eine frage zu sein, mit der sich die RKS in immer wieder anderen konstellationen beschäftigt. KOMMT ES VOR? und wenn ja – IST ES MÖGLICH? genauso wie alle permutationen jenes satzes: KOMMT ES VOR? und wenn nein – IST ES MÖGLICH, DASS ES NICHT VORKOMMT? oder: KOMMT ES NICHT VOR? – und wenn ja, wenn nein, und soweiter und sofort (so fort). angenommen, ich ließe es vorkommen, aus mutwill oder aus nachgiebigkeit, oder aus „mutwilliger nachgiebigkeit“ (ah, an expert on that!!) – wäre es dann MÖGLICH?

    deswegen steht dies hier. es war am nachmittag, glaube ich, und immer wieder dachte ich diesen satz, und er war immer wieder neu, wie beim ersten mal, endlich und unendlich und egal. deswegen.

  2. WHY IS THIS ..?

    c) bergson über die formen der verdinglichung, die mit der komik einhergehen, und, als subtilere methode auch unter dichtern in anwendung sind, in der englischen übersetzung dieser passage von LE RIRE heißt es: „By a certain arrangement of rhythm, rhyme and assonance, it is possible to lull the imagination, to rock it to and fro between like and like with a regular see-saw motion, and thus prepare it submissively to accept the vision suggested.“

    wenn wir uns nachwievor mit dem thema des dings, dem thema der verdinglichung auseinandersetzen – ebenso mit einer gewissen form des komischen und wenn diese nur darin besteht, das DING an die WAND zu fahren.. – kommt hier vielleicht methodik und das thema der kommenden RKS zusammen, wenn auch, wie mir schien, nicht auf die fröhlichste art und weise. ist dies denn so, dass komik, angewandte, ausgeführte komik, von mir aus auch „physical comedy“ (CAKE IN FACE!) – die beteiligten, vielleicht auch nur: das opfer unter den beteiligten, verdinglicht? bergson geht von frühen formen des slapsticks aus, wir wissen, dass sich der begriff des slapsticks ableitet von der klatsche, die der harlekin der commedia dell arte zum einsatz kommen lässt, (sie ist laut, aber wenig schmerzhaft), genauso wie der mürrische meister des zenbuddhismus. (die inschrift der smaragdenen felswand, das Bi Yän Lu gibt viele anwendungsbeispiele für jene klatsche, erstörung, verstaunen, und dort scheint etwas heftiger zugeschlagen zu werden.) zackbumm. komik? verdinglichung? wiederholung? das ausreizen der serie? und immer wieder? und natürlich, das falsche (das richtige auch) echo – der aufschlag der ironisierung, ein gewisses gefälle… aber ding? wäre nicht auch eine komik denkbar, die den menschen eben nicht jener verdinglichung unterwirft? ich denke beispielsweise an die auslockernden und semiotisierenden sprechhalden eines eddie izzard (I’M GOING TO ASERBAIDSCHAN!!) – die so erfrischend sind und so gar nichts zu tun zu haben scheinen mit negativer wiederholung, mit serienförmigkeit und stanzung. haha. haha. haha. es ist eine andere form der serialisierung. und sie geht weit und kommt von weither zurück. und das ziel und der ausgangsort haben sich inzwischen in jeder hinsicht gewandelt, bewachsen, verdreht und verdrillert, und kommen momenthaft zum stehen, um mit einem soooOOOOOo – wieder fahrt aufzunehmen. oder sind wir hiermit schon bei der frage angelangt, ob die griechische tragädie subversion oder affirmation sei, systemstabilisierung oder -gefährdung? im einzelfall, jajajajaja, der einzelfall, sicherlich im einzelfall.. und jeder einzelne fällt allein und wie ein ding, zum beispiel diese vase. gut, dass ich alles doppelt hab. gut, dass ich alles doppelt hab und doppelt sag, dass ich alles doppelt hab. und was macht der dichter mithilfe dieser metamorphotik? er lullt. lullt. lullt, laut bergson, die vorstellungskraft ein (wohl durch die autorität eines zwingenden wortlaufs), er schaukelt, wippt und wiegt – so wird er suggestiv. aha. dann wäre wortlauf, der reim vielleicht und der jambus – das was komisch ist und dinglich ist an sprache? darüber wäre nachzudenken. das ding ist meist besser gegliedert als der mensch, ich denke beispielsweise an den gliederlösenden eros, einen ziemlich originellen halbgott. oder macht er dinge aus uns allen? wie wäre dies zu lösen? über den zusammenhang von komik und verdinglichung wäre weiterhin zu entscheiden. deswegen ist das hier.

  3. WHY IS THIS..?

    d) LUKREZ „..Über die Bilder der Dinge: so nennen wir diese Gebilde,
    Die von der Oberfläche der Körper wie Häutchen sich schälen
    Und bald hierhin bald dorthin umher in den Lüften sich treiben..“

    die vorstellung, dass dinge verlust betreiben – ausgelöst durch den blick, der sie trifft. sie werden freilich nicht leichter werden. sie setzen sich durch, auch wenn sie sich abheben, in sich, von sich, wer weiß. es gibt kein beispiel, andererseits: alles ist beispiel. so betrachtete ich die REIBE. von einer REIBE zu träumen war müßig. verdrießlich. als hätte mein blick von der reibe die feinstoffliche reibe gelöst, die, frei vagabundierend, im traum sich mir bot, und sie vergnügte mich nicht. ein schlechter traum, sagte ich. ein schlechter. ich bins müd, war es zu diesem zeitpunkt und bin noch heute die reibe müd. doch was hat das zu tun? und wie? so zum beispiel. die bilderhäutchen zu schälen, von all dem, was ich sehe. und sei’s eine reibe. ich möchte unterbrechen: denn der verdruss ist stabil. aber „keine reibe“ – ist das eine lösung? nein. gut denn. affirmieren wir die reibe und die von ihr abgelösten bilder, die sich selbst meiner träume bemächtigen, eigentlich ist das thema: träume von dingen. durchträumte dinge. ändern sie sich? ein kapitel wird handeln von, behauptet die referendarin: dinge, von denen ich geträumt habe. aha. das also sei atomismus? ein abgelöstes häutchen, und dass dann bild zu nennen? traumbild, trugbild, kunstbild? dingbild? traumding? schon wenn auf der erhitzten milch sich etwas bildet – ist das dann ihr ding? und hebt sich ab und flattert wie ein kleines laken durch die küche? lass das, mich ekelt. oder, ich schaue ihn an, bis er durchsichtig wird? einmal erlebte ich, wie ein immens! immens! eleganter speisewagenkellner (gesten, die man nicht lernen kann – die konnte er, und hatte sie nicht gelernt! welche präzision in jeder bewegung….) wie dieser kellner angesichts der peinlichen bemerkung eines betrunkenen, bezüglich der sehr schönen schaffnerin, die sich dem kellner (es war ein später zug) müde und wortlos zugesellt hatte – wie dieser kellner dann einfach UNSICHTBAR WURDE! wirklich. ich erfinde das nicht. er hatte sich soweit perfektioniert in jeder geste, dass er sich darauf verstand aus takt unsichtbar zu werden, womit er, das sei bitte verstanden, die kollegin nicht im stich ließ, es war so, der zug hielt: aufstehend hatte der betrunkene sein bier umgekippt, aussteigend, südkreuz, es war ein höflicher betrunkener, der nicht abließ davon, sich zu entschuldigen und die schönheit der kollegin zu preisen, die zu diesem zeitpunkt bereits nicht mehr da war, sie musste vielleicht den zug abfertigen, und wie der kellner dann, als er die bescherung behob – UNSICHTBAR WURDE – das war ein phänomen, ich kanns beschwörn, denn ich habs gesehn. später kam er zurück, es bildete sich dann seine kontur als erstes, wie schraffiert, noch durchlässig, stockte vor dem eifrigen auge, füllte sich aus, es kam die uniform zurück, die weste, die hose, die haare, die stirn und ganz am ende einige züge, die augen waren schon da, und dann war er wieder zurück, aus dem taktvollen zwischenreich.. er war nicht freundlich, zu mir nicht, zu anderen nicht, aber er war so immens präzise, die dinge schlichen sich vorsichtig an ihn heran. es war spektakulär, ich schaute nur verhalten. aber als ich sah, beispielsweise die handhabung eines kugelschreibers, da wusste, das kann man nicht lernen. das ist nicht zu erreichen. das unsichtbarwerden war dann nur noch die durchführung eines themas, eines themas, das erstaunlich genug und eigentlich schon beim ersten erscheinen nicht mehr zu steigern.. er hätte es ja nicht getan, wenn es die situation nicht hätte geboten.. und das zu sehen, war beinahe schmerzlich, denn es war eine erzwungene eleganz, die ihn unsichtbar werden ließ… und zwang war nicht was seine eleganz gewesen..

    „Also, behaupt’ ich, es senden die Oberflächen der Dinge
    Stets Abbilder der Dinge hinaus und dünne Figuren,
    Was selbst der wohl begreift, deß Geisteskräfte nur stumpf sind. …”

    deshalb ist dies hier.

  4. WHY IS THIS ..

    e) nebenerfolg tintenfass
    hier ging es um: gewalt gegen dinge. aber nicht ziele sie vorrangig gegen dinge, sondern vielmehr auf – auf den eindruck des widerstandes, der nur im zerbrechen erlebbar sei. das sind natürlich etwas plumpe überlegungen. zumeist zerstört man mit dem ding doch vor allem die ihm innewohnende verkörperung eines gedankens. wann zuletzt? lange nicht mehr. ein glas. das war aber stabil. zerspringend nahm es die bodenkachel mit ins zerspringen. das war wut. das angebrüllte fahrrad. lass das! drecksumkipperin, lass das! heute morgen versehentlich, ganz ohne zorn, die karaffe geköpft, sofort ersetzt durch eine minderwertigere. die aber billig war, zu billig um über den verlust der ersteren hinwegzuversöhnen. „nebenerfolg tintenfass“ meint aber auch die sentimentalität mit der sich dinge aufzuladen in der lage sind, in komplizenschaft mit einem verklungenen affekt sind sie dann, überbleibsel der entgleisung::::: noch immer kaputt und hören nicht auf, es zu sein. „heilmachen“, sagen kinder und bringen den, man muss schon sagen, mutwillig zerstörten flieger immer wieder und wieder an. sie werdens nicht müde, solange mit tackernadeln, klebeband und pappverstrebungen hantiert wird. und ich erinnere mich, wie t. dann sagte: „bitte nicht kaputtmachen, bevor wir sie nicht repariert haben“. das reparieren war aber schön. dies setzt die lebensfähigkeit herauf, nachdem sie, durch blanke gewalt gegen dinge gemindert worden ist. (auf das spiel kann ich hier nicht zu sprechen kommen, das spiel hat feine regeln, feinere regeln.) schon, es scheint obszön, dies so zu verhandeln, wenn hinter der gewalt gegen dinge sofort aufscheint: gewalt gegen beteiligte personen. gewalt mithilfe von dingen. die entweltlichung, die resultiert, wenn harmlose dinge verwendet werden, um schmerz zuzufügen, um sicherheiten zu annullieren, um eine feindlichkeit in die umwelt einzutragen. selbst dieser stuhl! ich will nicht daran denken. wiewohl es jederzeit passiert. nur eben nicht hier. doch wäre erfrischung daraus zu beziehen, wie nietzsche meinte, dass nur gewalt und exotismus (das ursprüngliche, das im exotischen gesucht worden ist) in der lage seien, den ermüdeten zu erfrischen? nein. das ist sicherlich falsch, falsch und einfach. rudern. auch schlafen. und so exotisch ist südtirol ja nun auch wieder nicht. aber auch alles andere – ist zu behalten, im auge. kaputtmachen ist ja nun eine sehr deutliche art, sich mit einem ding zu beschäftigen. vielleicht die deutlichste. was heißt das? oder: etwas, das einem oder einer unter laborbedingungen unterläuft? wahrscheinlich gibt es die gar nicht, diese bedingungen. (hierzu: testdrive, avital ronell.) aber es gibt das kaputte, unter allen bedingungen. oder zumindest: keinen gesonderten. sorgfalt. sorgfalt. sorgfalt. oder der gezielte klaps, wenn worte nicht mehr helfen? wenn haydn nicht mehr hilft? ich glaube: nicht.

  5. zur kunst. zuerst dachte ich, dass kunst eine verharmlosung ist, – also die betrachtung etwa des oben beschriebenen objekts aus schwarzer farbe als minimal – sei eine der kunst gegenüber verächtliche aussage, ein vorwurf, vielleicht eine sorge. kunst, sagte ich besorgt zu ihr, das ist nicht gut, dass du immer rauchst, das festigt dich in der illusion, dass dich das nicht angeht, das was da passiert.
    heute denke ich, das ist ja eine kraft, die verharmlosung, und was für eine. eine verharmlosung zum erträglichen, und darum machen wir andauernd diese arbeit.
    zuerst wollten wir, der teenager im flockenhaar, so schrecklich sein wie der tod. nach einigem streben in diese richtung merkten wir, wir sind nur schrecklich. ohne die erhabenheit der praxis: eine erbärmliche theorie der schrecklichkeit. dann versuchten wir also fortan, elegant zu sein, und rasierten unsere rauhen stellen zur glätte. so wurde vieles klarer und war immer noch schrecklich in den winkeln.

  6. da ist ein schmollen, ein leid. ich bin woanders, zur unzeit. es gibt da das schicken.

    ich schicke. ein wort. es wird abgewiesen. der kleine meister, der meister im ping pong, wehrt mit einer handbewegung, die kaum sichtbar ist, ab. ich schicke ein busserl. es prallt ab, perlt ab. ich schicke eine kosung. sie gleitet ab. nun nehme ich anlauf und meine ganze kraft in die geballte faust und mit äußerster konzentration und sorgfalt pflanze ich einen möglichst festen schlag in den hinterkopf des nun in fötusschutzstellung gekauerten schmollens. ein weiterer geht noch. das schmollen nimmt sich den schirm und drischt mich weg, sich den ausgang frei. an der freien luft kann das schmollen, wie die seele eines toten, nach und nach entweichen.

    war das erfrischend? vielleicht ein wenig.

    wirklich erfrischend ist der kalte stich des luftholens mitten in der wut. erfrischend wie ein stich in den fahrradreifen. es schlaucht.

    ganz erfrischend ist die erforderliche kraft, sich einen neuen reifen zu holen, ihn aufzupumpen, nicht böse zu sein.

    wenn ich, wollte ich sagen, den tintenfass an die wand schleudern will, um den teufel zu treffen, und vor der wand steht aber dieser ping pong meister im lila leibchen und wehrt das tintenfass ab jedesmal, sodass er nie an die wand kommt, ist das jesus, dieser fluch von leibchen, diese heilsame, behütende, andauernd verletzt werdende nervensäge?

  7. mir scheint, es ist nicht recht, dass nur einer einen schläger hat,
    der andere hingegen nur ein fass. die dünne luft der wut. auch:
    eine erfrischung, von der ich mich erholen muss. die später dann
    erforderliche kraft: die contenance. ich räume auf, nicht weg, nein: auf.
    vielleicht ist es eher bartleby? bartleby mit neuen möglichkeiten,
    die vervielfacht, doch ists der gleichen grund, auf dem sie gründen?

  8. WHY IS THIS ..?

    e) …platz schaffen…
    „Der destruktive Charakter kennt nur eine Parole: Platz schaffen; nur eine Tätigkeit: räumen.“ Hinzukommt, laut Benjamin, die Einsicht, „wie ungeheuer sich die Welt vereinfacht, wenn sie auf ihre Zerstörungswürdigkeit geprüft wird“. Dass die Frage den Hindernissen gelten müsse, hieß es bei Freud. Doch wo gehören die Hindernisse hin, wozu gehören sie – und wem. Wie sind sie gefügt, womöglich auf lebenswichtige Weise? Nicht anders lässt es sich verstehen, dass Heilung als Bedrohung wahrgenommen werden kann, es muss entschieden werden, was miteinander ringt, und, vor allem: whose side are you on? Auf Zerstörungswürdigkeit zu prüfen, heißt wohl, alle affektuelle Bindung abzulegen. Transfer – wo geht die Bindung hin? Dann aber, nicht das sich fragen, sondern, destruktiv, das übriggebliebene wie ein Ding zu behandeln. (Es ist nebenbei interessant, was sich ergibt, wenn man „wie ein Ding“ in die Suche eingibt, es zeigt sich: die wenigsten Dinge werden wie ein Ding behandelt.) Vorerst aber: Nicht wie ein Ding behandeln, bitte. Nicht aus dem Weg räumen, kaputtmachen oder auseinanderbauen, um zu schauen, was drin ist und wie es funktioniert. Auch nicht entfernen und woanders hin tun. Ab einem gewissen Alter ist man zu schwer dafür. Aber nur äußerlich. Oder die Verräumer sind viel mehr als der Verräumte, dann geht es leicht. Entführung, beispielsweise. Andere Verhaltensweisen bieten sich an. Andererseits erfreut die Heiterkeit, die Erfrischung, die schnelligkeit – aber wohl vielmehr als verjüngendes Gegenbild genereller Sorge und Nettigkeit. Also, wenn ich Heiner Müller wär, dann wär ich — (ich breche ab, das ist müßig). Gelöst! Gelöst! Allem abgelöst und SSSSHHSHhSshhshhHHshhshh, in die große schwarze Schwärze. Von höherem Interesse sind wohl die Übergänge, die Mischungen und Entmischungen, die Behandlungen und das Behandeltwerden. Um 14:30 muss ich zum Zahnarzt. Ich träumte heut nacht bereits davon, wie mich ein sehr junges Mädchen (die Praktikantin?) mit einem sehr langsamen Bohrer traktierte, seltsamerweise tat es gar nicht weh, wiewohl ich die ganze Zeit darauf wartete, dass der Schmerz mit großer Heftigkeit eintritt. Weiter im Text: „Der destruktive Charakter ist gar nicht daran interessiert, verstanden zu werden. Bemühungen in dieser Richtung betrachtet er als oberflächlich.“ Etwas schreiben, das nicht zu verstehen ist, daraus einen Ort zu beziehen (unverständniswonderland) und zu sagen, das sei Punk. Aber nein. So nicht. Ein leidiges Thema. Wait, I ll explain. Behandele den Wunsch wie ein Ding und räum ihn weg. Draußen weint ein Mädchen bitterlich. Es macht seinen Punkt, die Fassaden reflektieren ihn. Die weggeräumten Bücher. Die Leiter, überkopfhoch. Die Bücher, die in der Buchhandlung warten, bestellt und nicht abgeholt. Schlucks und spucks. Was nicht zu verstehen ist, wäre dann eher, im Sinne des Freudschen Satzes: Das, wovon mir die Erfahrung berichtet, dass es vorkommt, die Theorie aber behauptet, dass es nicht möglich sei. Aus dem Weg geräumt. „Der destruktive Charakter sieht nichts Dauerndes. Aber eben darum sieht er überall Wege. Wo andere auch Mauern oder Gebirge stoßen, auch da sieht er einen Weg.“ Ich aber gehe auf dunkeln Wegen und folge den Markierungen, die jeder andre misliest. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Eher: Die Frage der Prüfung (auf Zerstörungswürdigkeit) und des Transfers (der mimetischen Energien) – wo gehen sie hin. Zur Frage der Prüfung später mehr.

  9. Why is this..?

    m_blecher

    f) ..unsagbar lebendig..
    Fiebrige Durchlässigkeit? „Doch damit nicht genug: die Dinge waren von einem wahren Freiheitsrausch erfasst. Sie lösten sich voneinander ab, gewannen eine Unabhängigkeit, die nicht nur schlichte Vereinzelung bedeutete, sondern auch ekstatische Erregung.“ Das Ineinandergleiten der Kategorien, krisenhaft. M.Blecher, geboren 1909 in Botosani in Rumänien, gestorben 1938, verbrachte eine lange Zeit seines Lebens im Liegen. 1928 wurde in Paris eine Knochentuberkolose diagnostiziert, daraufhin lebte er zwei Jahre im Sanatorium Berck-sur-Mer, dann in einem andren in Leysin in der frz. Schweiz, später wieder in Rumänien, dort in einem Sanatorium am Schwarzen Meer, dann in Roman. 1970 erschienen die Erinnerungen von Maria Ghiolu, worin sie erzählt, „dass sie Max Blecher 1933 im Sanatorium von Tekrighiol kennengelernt habe. Blecher habe in diesem Sanatorium seine Gewohnheiten beibehalten. Er hatte sich die Liege in eine Kutsche bauen lassen und ist mit diesem von einem Esel gezogenen Fuhrwerk alleine herumgefahren, was dort recht extravagant gewirkt habe“, so E. Wichner in seinem Nachwort in Blechers Band „Beleuchtete Hölle“.

    Ich zitiere: „Die Krisen gehörten in gleicher Weise zu mir wie zu den Orten, an denen sie sich abspielten. Es stimmt schon, dass einige von diesen Orten eine eigene persönliche Bösartigkeit besaßen, doch alle anderen waren schon lange vor meinem Kommen entrückt. So gab es zum Beispiel einige Zimmer, in denen ich spürte, dass meine Krisen sich aus der Melancholie ihrer unbewegten Starrheit und grenzenlosen Vereinsamung kristallisierten.
    Wie eine Art Gleichgewicht zwischen mir und der Welt (ein Gleichgewicht allerdings, das mich noch tiefer in die Uniformität der rohen Materie versenkte) wirkte der Ausgleich, der zwischen meiner Überzeugung, dass die Dinge inoffensiv sein können, und dem Terror herrschte, den sie mir mitunter aufzwangen. Ihr Stillhalten entsprang meinem universellen Kräftemangel.“ (M. Blecher: Aus der unmittelbaren Unwirklichkeit, übersetzt von E. Wichner)

  10. Why is this..?

    g) Blecher: Beleuchtete Höhle.
    Ein erstaunlicher Traum. Die komplette Durchführung der déformation professionnelle – der Erste, ein emaille-Arbeiter von einer emaille-Schicht überzogen, in blau. Der Zweite verkörpert Leiden und Diagnostik – alles lässt er offen stehn.. auf den ersten Blick zu sehn. So zeigt sich die der Krankheit unterworfene Scham, wenn innen außen wird, weil es behandelt werden muss, und der Patient ein Zwischenwesen – man wünscht sich, dass so etwas nicht passiert. Reduktion auf Diagnostizierbares. Der Dritte? Strahlendgrüne Augen aus Glasklümpchen, saure Bonbons, die als Uhren im Mund zerschmelzen und eine Zunge in Lamellen, Chrysanthemen, zwischen Zähnen die Porzellanpüppchen sind. Die Farben, ja. Das sei nun ein Künstler, schlicht und ein bisschen spinnert. Auf unterschiedliche Weise hat sich eine sehr unterschiedliche Dinglichkeit dieser drei Freunde bemächtigt. Entstellung.

    Könnte man sagen: „Pittoresk?“ Was ist das überhaupt, pittoresk? Eine blöde Verniedlichung von allem Möglichen, um dessen Verstörungskraft zu mildern? Pittoresk, pittoresker, am pittoreskesten? Bildschön, wird mir angeboten, auch malerisch, „in the style of a picture“, ich bin nicht einverstanden, doch führt mich das nirgendwohin.

    Oder wir fragen: Inwiefern nimmt der Traum Rücksicht auf Darstellbarkeit? Züngelnd wie Chrysanthemen, eine Hautoberfläche aus blauer Email, ein für allemal durchröngt und in Folie gepackt? Ansteckung. Das nicht mehr Wandelbare, etwas dass der Körper nie wieder wird abbauen können, das Bewusstsein streckt die Waffen?

    Oder wir denken an Haydn, von dem kolporitiert wird, dass er einem Bauern in eine Heidenangst versetzte, in dem er sich als dreijähriger in einem dunklen Stall als Kuh ausgab, der Bauer sah seine Kuh durch den Teufel verdoppelt und lief nach dem Priester, welcher das für Klarheit sorgen konnte. Der Biograf kommentiert das Geschehen mit den Worten, dass sich Haydn womöglich wirklich für eine Kuh gehalten habe, da es im Burgenland, wo er aufwuchs soviel mehr Kühe als Menschen gegeben habe. (Was nahelegt, dass man sich identitär an der häufigsten Gattung orientieren könnte – und ich frage, was wäre ich dann? Laub?)

    Zuletzt, was Sennett sagt, 2008, zur déformation professionnelle: Die Arbeit ist zwar amorph, aber auf die können Sie sich wenigstens noch beziehen.(..) Ich habe mich oft mit der Frage beschäftigt, wie die Fähigkeiten, die ein Mensch entwickelt, ihm Selbstbewusstsein verleihen. Es ist ein Paradoxon: Der moderne Kapitalismus ruht auf einem Fundament aus Fähigkeiten. Trotzdem haben sich bei unseren Untersuchungen der Arbeitswelt die Menschen sehr oft beklagt, dass sie solche Fähigkeiten gar nicht mehr entwickeln können, weil die Organisation der Arbeit das gar nicht mehr zulässt. (..) Nein. Flexibilität sichert Ihnen das Überleben, aber sie hilft Ihnen nicht, einen Satz dauerhafter, belastbarer und tatsächlicher Fertigkeiten zu erlernen.

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