Ein Gedanke zu „# 4“

  1. ZU DEN DINGEN

    1. MASSGABEN DER VERDINGLICHUNG
    1.1. Nichtigkeit verdinglicht sich
    1.2. Deren keines ihm (Hegel) gerade einfällt
    1.3. Slapstick und Verdinglichung
    1.3.1 Slapstick, Schmerzwut, Schnittstelle, Heilstachel
    2. DINGSBUMSTUM
    2.1. Werkzeuggebrauch
    2.2 Nichts als Hammer / Alles Nagel
    2.3 Happy Grapsch
    3. DINGE IM DUETT / IM DUELL MIT AFFEKTEN
    3.1 Verheißungen
    3.2 Dinge im Traum
    3.3. Unsagbar lebendig
    3.4 Déformation en rêve
    3.5. Creme Brulee
    3.6. Teleportation
    4. RENNBAHN
    4.1. Pferde, die drogensüchtig sind
    4.2 Das Weichbild der Wette
    5. WINDSORKNOT Gordisch
    5.1 wazzargalgu
    6. GEWALT GEGEN DINGE
    6.1 Das Leben in der Anstalt
    6.2 Nebenerfolg Tintenfass
    6.3. Etwas sehr sehr Teures sehr zerstören
    7. ES GIBT EIN DING
    7.1 Es gibt Metarealismus
    7.2 Was bei Lehmanns passiert
    8. EIN SCHWERES DING
    8.1 Does the Floor work for you?
    8.2 Müdigkeit und Dinglichkeit (Glocken auf Bahren)
    9. POSTHUMANISM
    9.X Coiffeur Anti-Bob
    10. DINGE, DIE IM WEG SIND
    10.1. Platz Schaffen
    10.2 Das gerade noch Tragbare
    10.3 Dialektik von Hindernis und Ermöglichung
    10.4 Staustufen
    11. SCHWARZE DINGE: YOUR BLACK DOOR
    11.1 Reingreifen nach Sonstwo (A Bowl of Elsewhere from which you pull out no Hand)
    12. DIE BILDER DER DINGE (Ihre Ideen)
    13. EIN DUMMES DING
    13.1 Stoff wird-nicht Inhalt
    14. WIR BACKEN UNS EINEN HOMUNCULUS
    15. THE ONLY THING
    15.1 Ein Ding und Unding
    15.2. Das Gegenfaktische
    16. KÄUFLICHE DINGE
    16.1 Warenförmigkeit und Heilsförmigkeit
    17. SÜSSE DINGE
    18. DIE LETZTEN DINGE
    18.1 Tod
    18.2 Jüngstes Gericht
    18.3 Himmel
    18.4 Hölle

    1. MASSGABEN DER VERDINGLICHUNG
    Acht Stunden. Das Programm. Ich beherrsche es nicht. Aufgeklickte Fenster. Oben gereiht. Nein, das ist nicht vorgesehen. Werde also die Beherrschung des Programms erlernen. Sobald ich die Beherrschung hab, beherrscht es mich. Dann reagiere ich wie das Programm verlangt. Eine Form der Dressur. Bahnung und Stase. Aufwachen ins Selbe, als wolle man die Urverdrängung aufheben. Verknechtet durch hellblaue Fenster und ihre Reiterchen. Wie viele Schritte? Zu viele. Wie gondelnde Drähte, Kabel, die schlagen, klickbare Hölle. Ein Gurt. Fühlbare Gurte, nicht sichtbar, doch breit, sie halten nieder. Kann es nicht wiedergeben in einer begreiflichen Logik. maßnahmenkatalog versagt. mechanismen gegenüber denen die kraft der träumerischen re-interpretation machtlos ist. teilverläufe. strukturen werden körperlich, aber nicht narrationsfähig. die grammatik der lendenwirbel kennt nur eine zeitform oder keine. es sind diese hybriden, ortlosen orte, etwas, das dahinter, davor, darunter, darin, daneben, auf dem nebenreiterchen, hier wie dort irgendwo in der zeit liegt, so dass dinge, einmal abgespeichert verschwinden und nie wieder aufzufinden sind. nochmal machen. dass man das bäume nennt: was für ein hohn. überempfindlichkeit gegenüber dem teilverlauf führt in die dumpfheit. denken setzt aus. der widerstand zeigt sich als dumpfheit. das gehirn reagiert dumpf auf angebote, die es als zerstörend begreift. ich finde kein synonym für: dumpf. “Sie alle stehen im Ablaut zu Dampf, so dass für die Wortgruppe dumpf eine Ausgangsbedeutung ‘durch Rauch, Dampf eingeengt, feucht’ anzunehmen ist.” das trifft nicht zu. neutralität des neuronalen codes. verwandlung in elektrische impulse. da flog eben eine braunweiße katze vorbei. das system greift über. will an meine strukturen heran. an die postsynaptische zellmembran. die so genannten neuronalen bahnungen sind elektrochemisch bewirkte nervenströme, anlagen zur wiederbegehung. was immer das gehirn lernt, hat es nie wieder nicht gelernt. irreduzibel. einmal gezogene bahnen werden reaktiviert. das ist das horrende an der verdinglichung. der protest ist leider kein denken. ein kind aus schlamm. nein. eine hohlform, die mit hohlheit gefüllt wird, nur dass diese hohlheit massiv ist. und von innen die risse verfugt. so dass kein licht hineintreten kann. routinenbildung oder unterwerfung, je nach dem. haydn hilf! ach würde doch die braunweiße katze wieder vorbeifliegen. wenn haydn nicht mehr hilft, haben wir ein problem. wir haben ein problem. So wird mir sauer dummheit eingeimpft, wie andernorts mit einem gutzerl. Schau, das ist der Reifen – und er brennt. Jetzt brenn auch du.

    1.1. NICHTIGKEIT VERDINGLICHT SICH
    und nichtigkeit verdinglicht sich, vertinglicht sich, wie isses, isses –
    issesnüsch – hamm denn alle immer nurzutun? und tun, und tun ihr NUR?
    was frage ist, was alles ist: maschinenmürb, erwarte ich: jajajaja!
    nenenenene! erwarte ich, erwarte ich, erwarte, dass ändert sich:: die nicht-
    die nicht- die nicht- die nicht-ichkeit, es ist ja nicht gemacht für mich –
    es ist das weiße, und das weiße wehrt sich nicht. le blanc souci – nun
    hört auf mich und lasst mich nicht. verzweifelung, nene, das nicht,
    nur wäre nicht, dass etwas ist, viel besser als dass gar nichts ist??? bitt!
    bitt! bitt! so frage ich. verdinglicht nicht. es ist ja nicht. oder gar: NICHTS!
    es ist nur so: WIE LANGE WARTETETETETETETTETETETETE ich? sehr.
    und tut sich nichts. und tat sich nichts. und tit sich nachts. und nucht
    sich tits. und selbst wenn gaga evil iss – dann ist doch gaga besser noch
    als immer, immer, immer, immer, immer wieda, wieda, wieda:: nichts.
    ich rate nichts, ich rate nichts, ich rate itzt: unterschätzt mir nicht,
    die steigerung, die stufen der enttäuscherung und drauf hoch zugehn,
    in den enttäuschungsturm. wo dann, würrrklisch einmal nichts mehr ist.
    erinnert doch, was war doch itzt, wo dieses weiße war – und haben wollt,
    gegen das nichts und gegen horden vollidioten! und nun, und nun???
    jetzt lasst ihr mich, jetzt lasst ihr mich, und ihr lasst mich LLAALLLEIN!!!

    ich muss mich daran gewöhnen, aber wie? und wenn ich mich daran gewöhnt habe, was dann? ist nicht der innere protest als ein hinweis auf abbruch zu lesen? notaus, schnellaus, anlagenaus?* oder sind das nur die beschwerden des übergangs? könnte ich “können” auch als eine form der verrohung sehen? das ziel der inneren überwindung wäre ein nachlassen der symptome. aber die symptome sind ja nicht nur antrag auf ihre beseitigung. sondern womöglich beweis der gesunden funktionsleistung eines bewusstseins, das sich bedroht sieht? wir werden dies operativ entscheiden müssen. so wie es jetzt ist, wird es nicht bleiben. in jedem fall.
    * /// Notaus: wenn was passiert ist /// Schnellaus: damit gleich nichts passiert oder Schlimmeres verhindert wird /// Anlageaus: um genau nachzusehen, ob nichts passiert ist ///

    1.2. Deren keines ihm gerade einfällt
    was verdinglichung sei. marxistisch gesehen? nein, früher. herr konjève kam vorbei und sagte: daseiendes, d.h. als köter, der sich nicht über sich selbst erhebt, um zu sich zurückkehren zu können… widerspruch! mein köter kommt stets zu sich zurück… zuweilen sogar zu mir! hegel löst das problem im abschnitt A des kapitels VI. Wir wollen sehen, was er dort sagt: UNTISCH. w-itte? sich vom nichts für eine gewisse zeit zu unterscheiden! untisch. ein schaubild. hunde könne es geben, aber keine tische. “das wesen des seins besteht im sein selbst und nur in ihm, ebenso wie das wesen des hundes einzig und allein im hund besteht (und darum kann es in diesem sein keine tische geben..).” ha – wohl gibt es tische im sein des hundes. kontert konjève: absolute zerrissenheit. wer hat mehr? zauberkraft, die fingernägel wachsen eisern und in höchstgeschwindigkeit.
    “Der Mensch ist diese Nacht, dies leere Nichts, das alles in ihrer Einfachheit enthält, ein Reichtum unendlich vieler Vorstellungen, Bilder, deren keines ihm gerade einfällt oder die nicht gegenwärtige sind. Dies [ist] die Nacht, das Innre der Natur, das hier existiert – reines Selbst. In phantasmagorischen Vorstellungen ist es ringsum Nacht; hier schießt dann ein blutig[er] Kopf, dort ein[e] andere weiße Gestalt hervor und verschwinden ebenso. Diese Nacht erblickt man, wenn man dem Menschen ins Auge blickt – in eine Nacht hinein, die furchtbar wird; es hängt die Nacht der Welt hier einem entgegen.”

    eine badewanne und so wenig selbstvertrauen. die seiten gehen auf. kugelfisch, paginiert. nur eines seiner inneren organe sei gefährlich, für andere innere organe. vermehrung, warmes wasser. ein atem sein, mittenflut.

    ich weiß jetzt, was es ist: brettwerdung ist es. es ist brettwerdung. und es sitzt in der mitte, oder oberhalb davon und schräg hinten. es ist da. und es bewirkt, dass nichts besser wirkt als schwerkraft, in dinglicher unwucht allerdings. kenne diese treppe. bin schon hinunter. und gehe wie auf dosen, mit technischen gelenken schlechter machart. verdinglichung ist eine schwere. angewiesensein hingetan und weggeholt zu werden. transport. spüren wie die dinge fallen. die dinge fallen schlecht, aber echt. sie fallen kante auf kante und in der zeit. es ist deutlich: poem for falling things. falsche materialien, die sich nicht aufhalten lassen. das zu übersetzen. trockene geräusche. plock. in etwa. unhohl, das heißt befüllt. kein etui. nur füllung. die kraft wird aufgebraucht, im fall schon. es liegt und nichts ist geblieben außer dem liegen. plock. plock.

    ganz anders der köter. sein elastischer rücken, die pfoten, diese riesenpfoten rasen unter den schatten hindurch, schneller als das licht.

    1.3. Slapstick und Verdinglichung
    “.. Bergson believed: The comic is that side of a person in which he resembles a thing: it is that aspect of human events which, by a special kind of rigidity, institutes a mechanism pure and simple, an automatism, a lilfeless moment… ” … aber aber aber aber, stimmt das auch …. ?

    ” … Mais pourquoi rions-nous de cet arrangement mécanique ? Que l’histoire d’un individu ou celle d’un groupe nous apparaisse, à un moment donné, comme un jeu d’engrenages, de ressorts ou de ficelles, cela est étrange, sans doute, mais d’où vient le caractère spécial de cette étrangeté ? pourquoi est-elle comique ? À cette question, qui s’est déjà posée à nous sous bien des formes, nous ferons toujours la même réponse. Le mécanisme raide que nous surprenons de temps à autre, comme un intrus, dans la vivante continuité des choses humaines, a pour nous un intérêt tout particulier, parce qu’il est comme une distraction de la vie. Si les événements pouvaient être sans cesse attentifs à leur propre cours, il n’y aurait pas de coïncidences, pas de rencontres, pas de séries circulaires ; tout se déroulerait en avant et progresserait toujours. Et si les hommes étaient toujours attentifs à la vie, si nous reprenions constamment contact avec autrui et aussi avec nous-mêmes, jamais rien ne paraîtrait se produire en nous par ressorts ou ficelles. Le comique est ce côté de la personne par lequel elle ressemble à une chose, cet aspect des événements humains qui imite, par sa raideur d’un genre tout particulier, le mécanisme pur et simple, l’automatisme, enfin le mouvement sans la vie. Il exprime donc une imperfection individuelle ou collective qui appelle la correction immédiate. Le rire est cette correction même. Le rire est un certain geste social, qui souligne et réprime une certaine distraction spéciale des hommes et des événements. …” Bergson: LE RIRE

    The comic is that side of a person whichreveals his likeness to a thing, that aspect of human events which, through its peculiar inelasticity, conveys the impression of pure mechanism, of automatism, of movement without life. Consequently it expresses an individual or collective imperfection which calls for an immediate corrective. This corrective is laughter, a social gesture that singles out and represses a special kind of absentmindedness in men and in events.

    Consequently, the gradual passing from the dim and vague to the clear and distinct is the method of suggestion par excellence. I fancy it might be found to be at the root of a good many comic suggestions, especially in the coarser forms of the comic, in which the transformation of a person into a thing seems to be taking place before our eyes. But there are other and more subtle methods in use, among poets, for instance, which perhaps unconsciously lead to the same end. By a certain arrangement of rhythm, rhyme and assonance, it is possible to lull the imagination, to rock it to and fro between like and like with a regular see-saw motion, and thus prepare it submissively to accept the vision suggested.

    bergson über die formen der verdinglichung, die mit der komik einhergehen, und, als subtilere methode auch unter dichtern in anwendung sind, in der englischen übersetzung dieser passage von LE RIRE heißt es: “By a certain arrangement of rhythm, rhyme and assonance, it is possible to lull the imagination, to rock it to and fro between like and like with a regular see-saw motion, and thus prepare it submissively to accept the vision suggested.”

    wenn wir uns nachwievor mit dem thema des dings, dem thema der verdinglichung auseinandersetzen – ebenso mit einer gewissen form des komischen und wenn diese nur darin besteht, das DING an die WAND zu fahren.. – kommt hier vielleicht methodik und das thema der kommenden RKS zusammen, wenn auch, wie mir schien, nicht auf die fröhlichste art und weise. ist dies denn so, dass komik, angewandte, ausgeführte komik, von mir aus auch “physical comedy” (CAKE IN FACE!) – die beteiligten, vielleicht auch nur: das opfer unter den beteiligten, verdinglicht? bergson geht von frühen formen des slapsticks aus, wir wissen, dass sich der begriff des slapsticks ableitet von der klatsche, die der harlekin der commedia dell arte zum einsatz kommen lässt, (sie ist laut, aber wenig schmerzhaft), genauso wie der mürrische meister des zenbuddhismus. (die inschrift der smaragdenen felswand, das Bi Yän Lu gibt viele anwendungsbeispiele für jene klatsche, erstörung, verstaunen, und dort scheint etwas heftiger zugeschlagen zu werden.) zackbumm. komik? verdinglichung? wiederholung? das ausreizen der serie? und immer wieder? und natürlich, das falsche (das richtige auch) echo – der aufschlag der ironisierung, ein gewisses gefälle… aber ding? wäre nicht auch eine komik denkbar, die den menschen eben nicht jener verdinglichung unterwirft? ich denke beispielsweise an die auslockernden und semiotisierenden sprechhalden eines eddie izzard (I’M GOING TO ASERBAIDSCHAN!!) – die so erfrischend sind und so gar nichts zu tun zu haben scheinen mit negativer wiederholung, mit serienförmigkeit und stanzung. haha. haha. haha. es ist eine andere form der serialisierung. und sie geht weit und kommt von weither zurück. und das ziel und der ausgangsort haben sich inzwischen in jeder hinsicht gewandelt, bewachsen, verdreht und verdrillert, und kommen momenthaft zum stehen, um mit einem soooOOOOOo – wieder fahrt aufzunehmen. oder sind wir hiermit schon bei der frage angelangt, ob die griechische tragädie subversion oder affirmation sei, systemstabilisierung oder -gefährdung? im einzelfall, jajajajaja, der einzelfall, sicherlich im einzelfall.. und jeder einzelne fällt allein und wie ein ding, zum beispiel diese vase. gut, dass ich alles doppelt hab. gut, dass ich alles doppelt hab und doppelt sag, dass ich alles doppelt hab. und was macht der dichter mithilfe dieser metamorphotik? er lullt. lullt. lullt, laut bergson, die vorstellungskraft ein (wohl durch die autorität eines zwingenden wortlaufs), er schaukelt, wippt und wiegt – so wird er suggestiv. aha. dann wäre wortlauf, der reim vielleicht und der jambus – das was komisch ist und dinglich ist an sprache? darüber wäre nachzudenken. das ding ist meist besser gegliedert als der mensch, ich denke beispielsweise an den gliederlösenden eros, einen ziemlich originellen halbgott. oder macht er dinge aus uns allen? wie wäre dies zu lösen? über den zusammenhang von komik und verdinglichung wäre weiterhin zu entscheiden. deswegen ist das hier.

    2. DINGSBUMSTUM
    cf verwies mich auf jene passage aus heissenbüttels klassenanalyse: “… so ein Dings ist bedingt dadurch, dass er jedes Dingsbumstum für was besseres hält sein Dingsbumstum ist bedingt dadurch dass er in dem Dings der er ist nicht sich selbst erkennt sondern was besseres und diese Bedingtheit lässt ihn unbedingt von sich weg streben er bedingt sich aus indem seine Bedingtheit nicht nicht zur Selbsterkenntnis sondern zu was besserem führt und wenn er einen Dings wirklich für einen Dings und sich in ihm selber sähe würde er das für was schlechteres halten denn angenommen ein Dings würde einen Dings nur für einen Dings und nicht für was besseres sondern sich in ihm für was schlechteres halten für das er sich nicht halten wollte so wäre er gezwungen einen Dings weder für was besseres noch für was schlechteres zu halten sondern einfach nur für so einen Dings und das wäre dann wirklich so etwas wie Selbsterkenntnis.”

    2.1. Werkzeuggebrauch
    mit hilfe von eines quirls oder der letzen runde – habe eine zwicke dazu in verwendung.drehte das, ah max-cell!, oder für das spray war keine stelle da. den schrauber! könnte das per dings-tape oder getackert, wie eben gerade der hosensaum.. lieblings.doch achtung, wäschesäckchen, es könnte das gewebte entwickeln, nicht gut. nicht gut.

    man könnte vielleicht via werkzeuggebrauch, anbau? palette! ganze tranchen, erläutert der großmütige pan. die herden wittern, die witwen lärmen. ich hätt da noch so n dings, falls sie bräuchten, no, ne, iss kreuzschlitz, müsste anders. oder aufsatz wechseln. das hieße dann also weniger anbau als umbau. und was hab ich nicht wieder alles im traum gemacht… doch wann immer ich aufwachte, zeigte die uhr eine sehr schöne zeit. 4:21 zum beispiel. und ich freute mich über die so sorgfältig ausgewählten ziffern. das gleiche um 5:38. alles war sehr logisch und voller harmonie. doch nun liegt schwer und steif die belebte nacht mir hinter den brauen. styrodur. styrodur. styrodur. kunstharz und härter. und die sirenen heulen. wobei: sie zitieren vielmehr.

    hoch ist die intelligenz der dinge. wild ist das tier. das tier ist das geld. geschmückt seien die dinge. zum hochauftrieb ab. gewagt, große mutter, das wissen. nichts weiß ich. auch nichts von den dingen. ein riss geht durch die schnäbel der fedrigen resonanz – wie klein ist doch ihr körper. und wie laut ihr laut. doch, hoch, hoch ist die intelligenz der dinge. ich muss sie preisen.

    was aber sei mit dem dummen ding? wie sei dies nun wieder zu behandeln? dazu später mehr.

    3. DINGE IM DUETT / IM DUELL MIT AFFEKTEN
    es schrieb einmal jemand: das auffüllen einer gartengießkanne, das dauert etwa eine halbe minute – wozu braucht es dazu die zeit, könnte das nicht auch der raum unter sich ausmachen? ich kann die stelle nicht mehr finden. fand indes eine andere, in der es heißt, dass der raum kongruent sei mit den körpern, womit aber würde die zeit kongruieren? sicherlich nicht mit den körpern. “zeit ließe sich wegdenken. denkt man den raum weg, hört die welt auf; denkt man die zeit weg, bleibt ein starrer raum – so wie auch die oberfläche des mondes eine landschaft ist, eine landschaft ohne atmosphäre. schwerlich wird jemand den raum so paradox und gespenstig empfinden wie die zeit.” (so müller, über die zeit)
    sicherlich kennt der herr müller das tiefe, dunkle jugendzimmer meines bruders nicht, in dem ich in der vorletzten nacht, unter führung von k. lagerfeld auf eine unterweltreise durch schiffsbuge und ubahnschächte ging… als mein telefon klingelte, wusste ich partout nicht, wo ich war. das schwarze schien rot-blau-gestreift wie ein pulli, den man nicht mehr trägt oder eine kleiderabteilung im zweiten stock eines verlassenen kaufhaus.. in der nur breite blau-rote streifen übrig geblieben sind, vom ganzen nie gewesenen glanz einer ausgedachten atmosphäre ohne fenster, die vielleicht nie “schönheit” sagte, aber “effizienz, es passt”, vielleicht sagte sie einmal auch (das war vor ihrer obsolenz): “kommt! kommt ihr matrosen der mode, hier werdet ihr euch kleiden ein!” im finstern waren auch die streifen finster, dennoch waren sie breit, rot und blau. unsichtbar, weil geschwärzt. säulenimitat. rückwanddisplay. raumteiler.
    doch ist nicht vielleicht “das jugendzimmer” gerade die darstellung des zugriffs der gespensterzeit auf einen an sich harmlosen raum? gibt es harmlose räume? jederzeit? ei-dautt-itt. oder tiss.

    3.1. Verheißungen
    die eigentliche frage ist doch vermutlich eine rechtliche. wen kann ich zur verantwortung ziehn, wenn die verheißung sich nicht erfüllt? was kann ich tun, wenn mein tag dennoch aus dem gleichgewicht gerät? an wen mich wenden? gibt es hier ein juristisches subjekt? wer macht das versprechen? und wer sorgt für seine einhaltung – oder bin ich es, so unterstützt, so von trainern umgeben (den körnigen trainern, die ich verzehre) – dass ein dochnochiges missglücken mir ja doppelt aufgerechnet werden müsste … .. erhöht es nicht vielmehr meine bereitschaft zur schuld – wenn ich so ausgestattet den tag antrete? wäre mir nicht innerlich wohler, ich hätte das verzehrt, was verspricht mich aus dem gleichgewicht zu bringen – und dennoch (unter größter konzentration) die spur gehalten? wäre da nicht die belohnung größer, als die enttäuschung aufgrund einer morgendlichen verheißung von balance? die womöglich nicht einmal gerichtlich einzuklagen ist?

    3.2 Dinge im Traum
    dinge im traum. vielleicht. welche dinge? dinge, psychisch durchwirkt. als seien es nur noch requisiten der deutung, ohne jede eigengesetzlichkeit. gelenke, winkel, gerüste – im austausch. wäre das die vampiristische behandlung? dass sie eingespannt sind, bis zur durchsichtigkeit? und, was sieht man, wenn man sie sieht?

    vierter traum (von alexander freud, dem jüngeren bruder)
    “ich gelange in einen vorraum, in welchem lange reihen von oberkleidern hängen. ich traue mich wegen irgend eines defectus an meiner beschuhung, der mir im traum ganz deutlich ist, nicht einzutretene. dr. königstein sagt mir beruhigend: man sieht ja Nichts. ich verstecke geschickt den defect und sage laut: mundus vult decipi.”
    (..)
    aus den erläuterungen: “dr. königstein sagt beruhigend: man sieht ja Nichts; dr. königstein, der hoch geehrte freund der familie, besonders meines bruders sigmund, ist augenarzt; wenn er sagt “man sieht Nichts”, sieht man wirklich Nichts, ich kann also beruhigt weiter gehen.”

    3.3. Unsagbar lebendig
    ” … In geschlossenen Räumen aber stellten die Krisen sich leichter und häufiger ein. Gewöhnlich ertrug ich das Alleinsein in einem unbekannten Zimmer nicht. Musste ich warten, so kam nach wenigen Augenblicken die angenehm schreckliche Betäubung. Das Zimmer selbst bereitete sich darauf vor: eine warme, freundliche Vertrauthaut sickerte durch die Wände und ergoss sich über alle Möbel und Gegenstände. Plötzlich war das ganze Zimmer erhaben, und ich fühlte mich überglücklich in seinem Raum. Doch war dies nichts als ein Trugbild, das lag größtenteils an der Krise; eine ihrer anmutigen und subtilen Gemeinheiten. Auf den Rauschzustand folge unmittelbar der totale Umsturz und alles geriet durcheinander. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete ich meine Umgebung, doch die Dinge verloren ihren bekannten Sinn: eine neue Existenz tränkte sie. …” M. Blecher: Aus der unmittelbaren Unwirklichkeit. Übersetzt von E. Wichner. BS 1367.

    ” … Als hätte man sie überhastet aus dünnen, durchscheinenden Papieren gewickelt, in die sie dahin verpackt waren, so unglaublich neu waren sie anzusehen. Sie schienen einem höheren phantastischen Zweck zugedacht zu sein, den ich vergeblich zu ergründen suchte.
    Doch damit nicht genug: die Dinge waren von einem wahren Freiheitsrausch erfasst. SIe lösten sich voneinander ab, gewannen eine Unabhängigkeit, die nicht nur schlichte Vereinzelung bedeutete, sondern auch ekstatische Erregung.
    Die Begeisterung, von einer neuen Aura umgeben zu sein, ergriff auch mich: starke Fäden verbanden mich mit den Dingen, eine unmerkliche Osmose ließ mich zu einem Gegenstand des Zimmers werden, genauso wie alle anderen – wie ein auf lebendes Fleisch verpflanztes Organ sich durch subtilen Stoffwechsel dem unbekannten Körper anverwandelt. (..)
    Das Gewöhnlichste und Bekannteste an den Dingen verwirrte mich am meisten. Die Gewohnheit, sie oft und immer wieder zu sehen, endete vermutlich damit, dass ihre Außenhaut sich verbrauchte, und so erschienen sie mir mitunter bis aufs Blut enthäutet: unsagbar lebendig. (..)
    Das Zimmer hatte eine vage Erinnerung an die Katastrophe bewahrt, wie Schwefelgeruch an der Stelle, wo eine Explosion stattgefunden hat. Ich betrachtete die gebundenen Bücher in dem verglasten Schrank, und in ihrer Unbeweglichkeit erkannte ich, ohne zu wissen wie, einen widerlichen Anflug von Geheimniskrämerei und Komplizenschaft. Die Dinge meiner Umgebung legten nie ihr geheimnisvolles Verhalten ab, beharrlich wahrten sie es in ihrer ernsten Reglosigkeit. …” M. Blecher. Aus der unmittelbaren Unwirklichkeit. Übersetzt von E. Wichner.

    Fiebrige Durchlässigkeit? “Doch damit nicht genug: die Dinge waren von einem wahren Freiheitsrausch erfasst. Sie lösten sich voneinander ab, gewannen eine Unabhängigkeit, die nicht nur schlichte Vereinzelung bedeutete, sondern auch ekstatische Erregung.” Das Ineinandergleiten der Kategorien, krisenhaft. M.Blecher, geboren 1909 in Botosani in Rumänien, gestorben 1938, verbrachte eine lange Zeit seines Lebens im Liegen. 1928 wurde in Paris eine Knochentuberkolose diagnostiziert, daraufhin lebte er zwei Jahre im Sanatorium Berck-sur-Mer, dann in einem andren in Leysin in der frz. Schweiz, später wieder in Rumänien, dort in einem Sanatorium am Schwarzen Meer, dann in Roman. 1970 erschienen die Erinnerungen von Maria Ghiolu, worin sie erzählt, “dass sie Max Blecher 1933 im Sanatorium von Tekrighiol kennengelernt habe. Blecher habe in diesem Sanatorium seine Gewohnheiten beibehalten. Er hatte sich die Liege in eine Kutsche bauen lassen und ist mit diesem von einem Esel gezogenen Fuhrwerk alleine herumgefahren, was dort recht extravagant gewirkt habe”, so E. Wichner in seinem Nachwort in Blechers Band “Beleuchtete Hölle”.
    Ich zitiere: “Die Krisen gehörten in gleicher Weise zu mir wie zu den Orten, an denen sie sich abspielten. Es stimmt schon, dass einige von diesen Orten eine eigene persönliche Bösartigkeit besaßen, doch alle anderen waren schon lange vor meinem Kommen entrückt. So gab es zum Beispiel einige Zimmer, in denen ich spürte, dass meine Krisen sich aus der Melancholie ihrer unbewegten Starrheit und grenzenlosen Vereinsamung kristallisierten.
    Wie eine Art Gleichgewicht zwischen mir und der Welt (ein Gleichgewicht allerdings, das mich noch tiefer in die Uniformität der rohen Materie versenkte) wirkte der Ausgleich, der zwischen meiner Überzeugung, dass die Dinge inoffensiv sein können, und dem Terror herrschte, den sie mir mitunter aufzwangen. Ihr Stillhalten entsprang meinem universellen Kräftemangel.” (M. Blecher: Aus der unmittelbaren Unwirklichkeit, übersetzt von E. Wichner)

    3.4 Deformation en rêve
    ” … Auf der Straße warteten drei Freunde auf mich, aber auch diese wiesen unglaublich kuriose Veränderungen auf, der erste war blau gefärbt, seine Haut war von Kopf bis Fuß mit Emaille überzogen, wie die Weidlinge, Schüsseln und Töpfe in der Küche; die Erklärung dafür war, dass im Land der ‘Spezialisierungen’ auch die Menschen das Aussehen ihrer Berufe annahmen, und mein Freund war Ingenieur in einer Fabrik, in der Gefäße emailliert wurden, der zweite trug Zellophankleider, war gänzlich transparent und dabei dunkel wie ein Röntgenbild.
    – Du weißt, dass ich immer leidend war, sagte er, als ich ihn fragte, was dies zu bedeuten habe. Ständig brauchte ich eine Radiographie, um zu wissen, was ich hatte und was mir weh tat, also habe ich eines Tages beschlossen, mich ein für alle Male röntgen zu lassen und Zellophankleider anzuziehen, damit ich jederzeit verfolgen kann, was in meinem Körper geschieht.
    Und was den dritten betrifft, der hatte strahlend grüne Augen und ansonsten nichts Besonderes aufzuweisen, er gab uns Bonbons, die, wie ich merkte, eigentlich Uhren waren und sich im Mund auflösten, wozu unser blauhäutiger Freund bemerkte:
    – Ich glaube, du gehst fünf Minuten vor, und es klang, als hätte er gesagt: Dieser Bonbon ist ziemlich sauer. Er war ein schlichter und ein bisschen spinnerter Künstler, nur dass ich, als er sich einen Bonbon in den Mund steckte, sehen konnte, dass er statt Zähnen kleine Porzellanpuppen im Mund hatte und dass seine Zunge in schmale rote Lamellen aufgespalten war, als hätte er eine Chrysantheme mit fleischigen Blütenblättern im Mund gehabt; und als ich mir seine Augen genauer anschaute, sah ich, dass sie aus zwei Glasklümpchen von Limonadenflaschen gemacht waren.
    Mit dieser verblüffenden Einzelheit endete mein Traum. …”
    aus: M. Blecher: Beleuchtete Höhle. Übersetzt von E. Wichner. BS 1434.

    Ein erstaunlicher Traum. Die komplette Durchführung der déformation professionnelle – der Erste, ein emaille-Arbeiter von einer emaille-Schicht überzogen, in blau. Der Zweite verkörpert Leiden und Diagnostik – alles lässt er offen stehn.. auf den ersten Blick zu sehn. So zeigt sich die der Krankheit unterworfene Scham, wenn innen außen wird, weil es behandelt werden muss, und der Patient ein Zwischenwesen – man wünscht sich, dass so etwas nicht passiert. Reduktion auf Diagnostizierbares. Der Dritte? Strahlendgrüne Augen aus Glasklümpchen, saure Bonbons, die als Uhren im Mund zerschmelzen und eine Zunge in Lamellen, Chrysanthemen, zwischen Zähnen die Porzellanpüppchen sind. Die Farben, ja. Das sei nun ein Künstler, schlicht und ein bisschen spinnert. Auf unterschiedliche Weise hat sich eine sehr unterschiedliche Dinglichkeit dieser drei Freunde bemächtigt. Entstellung.
    Könnte man sagen: “Pittoresk?” Was ist das überhaupt, pittoresk? Eine blöde Verniedlichung von allem Möglichen, um dessen Verstörungskraft zu mildern? Pittoresk, pittoresker, am pittoreskesten? Bildschön, wird mir angeboten, auch malerisch, “in the style of a picture”, ich bin nicht einverstanden, doch führt mich das nirgendwohin.

    Oder wir fragen: Inwiefern nimmt der Traum Rücksicht auf Darstellbarkeit? Züngelnd wie Chrysanthemen, eine Hautoberfläche aus blauer Email, ein für allemal durchröngt und in Folie gepackt? Ansteckung. Das nicht mehr Wandelbare, etwas dass der Körper nie wieder wird abbauen können, das Bewusstsein streckt die Waffen?

    Oder wir denken an Haydn, von dem kolporitiert wird, dass er einem Bauern in eine Heidenangst versetzte, in dem er sich als dreijähriger in einem dunklen Stall als Kuh ausgab, der Bauer sah seine Kuh durch den Teufel verdoppelt und lief nach dem Priester, welcher das für Klarheit sorgen konnte. Der Biograf kommentiert das Geschehen mit den Worten, dass sich Haydn womöglich wirklich für eine Kuh gehalten habe, da es im Burgenland, wo er aufwuchs soviel mehr Kühe als Menschen gegeben habe. (Was nahelegt, dass man sich identitär an der häufigsten Gattung orientieren könnte – und ich frage, was wäre ich dann? Laub?)

    Zuletzt, was Sennett sagt, 2008, zur déformation professionnelle: Die Arbeit ist zwar amorph, aber auf die können Sie sich wenigstens noch beziehen.(..) Ich habe mich oft mit der Frage beschäftigt, wie die Fähigkeiten, die ein Mensch entwickelt, ihm Selbstbewusstsein verleihen. Es ist ein Paradoxon: Der moderne Kapitalismus ruht auf einem Fundament aus Fähigkeiten. Trotzdem haben sich bei unseren Untersuchungen der Arbeitswelt die Menschen sehr oft beklagt, dass sie solche Fähigkeiten gar nicht mehr entwickeln können, weil die Organisation der Arbeit das gar nicht mehr zulässt. (..) Nein. Flexibilität sichert Ihnen das Überleben, aber sie hilft Ihnen nicht, einen Satz dauerhafter, belastbarer und tatsächlicher Fertigkeiten zu erlernen.

    3.5. CREME BRULEE
    eiskalt. knallhart. die pupille eine schraffur, lichtloser streifen im abschied. im vorübergleiten: der schlitz in der leinwand. später dann, heimkommend: fußbad. dann tee. dann flehn um regression. wenn regression auf zustimmung stößt, dann ist die zustimmung etwa identisch mit: creme brulee. der atlantik gelierte und er war sehr, sehr süß. die schwimmer versagten, sie sanken. sehr langsam durch das gelee auf den grund. süß wars, süß wars und auf unerhörte weise gemächlich.

    4. RENNBAHN
    4.1. Pferde die drogensüchtig sind
    “So gefiel auch ihnen diese Welt nicht allzusehr, diese immerwährende Starrheit von allem, das immer wieder an seinem Platz gefunden wird, und dieses schöne Gleichgewicht auf vier Füßen, die von jenen so sehr ersehnt werden, die sie nicht haben.
    Es gibt in Dakota einen Strauch, eine Art Astargallus, von dem, sagt Professor LOUIS LEWIN, ‘ein Pferd nur einmal zu fressen braucht, um unheilbar Gefangener dieser Nahrung zu werden, sofern sie ihm nur zugänglich ist. Es genügt sogar, dass ein einziges Tier davon frisst, um eine ganze Herde nachzuziehen, die den Astargallus verspeist … Wenn es einen kleinen Kiesel auf der Erde sieht, macht es einen riesigen Sprung darüber, mit dem es über eine Mauer setzen könnte …’
    Es liebt also auch die Täuschung, die Träume, die Loslösung seines Ich, die Liquidation seiner treuen Organe (unerträglich, wie treu sie sind!) und des Bodens (auch er so treu).
    Diese vielgerühmte Koordination der Bewegungen, durch die das Pferd ein Meisterwerk ist, wie sein Herr und Meister, es freut sich, wenn es sie einmal loswerden kann, wie sein Herr und Meister – um sich von ihr auszuruhen, dieser verdammten, langweilig perfekten und anspruchsvollen Mechanik, und man sieht, wie es auf jene Ebenen zurückkommt, die für die Seele so köstlich sind, und wie es in ihrem Schatten wirklich träumerische Haltungen ennimmt.”
    Henri Michaux

    5. WINDSORKNOT GORDISCH
    Bezirzamt Muedde
    Hat die Verwaltung ihren bäuchlings laufenden Fahrstuhl bemerkt, mit dem ihre beklemmten Kehlköpfe fliehen könnten? (Eine niederträchtige Verwaltung übrigens, wenn sie die Eleganz geteilten Leidens behauptet)

    Gordisch – Gordisch – Gordisch: Das ist der Fahrstuhl zum Schafott! HäHäHö!
    (wenn die schwere klinge fällt
    spürt er dass sie recht behält)

    zum schlips, zum binder, zum band:
    “Unter allen abergläubischen Vornahmen, die den Verkehr mit Mächten, die nicht von dieser Welt sind, bezwecken und den daraus entwickelten kultischen Vorschriften gehören Binden und Lösen zu den bedeutsamsten. Alle Mittel, die eine übernatürliche Fernwirkung schaffen, heißen schlechthin vincula. Bei der großen Wichtigkeit, die man diesen Vorstellungen beilegt, sieht der Kultus oft die peinlichste Beseitigung alles Bindenden oder auch den Gebrauch von bestimmten Bindemitteln vor …
    Je nach den besonderen Formen der entsprechenden Handlungen vergleiche man die Art. Band, bannen, Faden, Fessel, Knoten u.a. … Binden ist ein Analogiezauber, indem jedes Festhalten, Behindern oder Vereinigen durch ein konkretes Binden dargestellt und zauberisch hervorgerufen wird.
    Binden kann etwas Wünschenswertes am Entwichen verhindern, etwas Gefürchtetes in seiner Bewegungsfreiheit aufhalten und zwei zusammengehörige oder aufeinander bezogene Dinge zusammenbringen oder zusammenhalten. Die Handlung kann das Nichtlösenkönnen mit verschiedener Stärke betonen.”
    handwörterbuch des deutschen aberglaubens

    …defixionspuppen umschnüren oder dem zu behexenden etwas umschnürtes ins bett legen … lenden mit binden umwickeln .. oder auch nur der linke kleine finger … halsbinder … schlipse … strick des gehenkten … die örtliche nähe einer schlinge .. die bloße handlung des umkreisens .. das vieh löst sich nicht, wenn man des abends um den tisch geht .. ein trunkenbold bleibt daheim, wenn man mit seinem hut dreimal den rauchmantel umkreist .. daumendrücken .. händefalten .. selbstfesselung der semnonen … faden … rotseidene schnur um den hals … liebeszauber… bindebräuche .. heischesprüche .. hut auf die sense … der gebundene besucher des bauplatzes .. wie anderswo das schnüren

    zweckrationale tragegurte! das ende des performativen spediteurs, mit nicht mehr als einem spruch war “wandschrank” andernorts. sie entwanden der heftig sich wehrenden (j’insiste! j’insiste!) schwerkraft ihre mühselige schwere. und behandelten dinge (umbruch!) als wären es keine. heutzutag: deine und meine.

    6. GEWALT GEGEN DINGE
    6.1. Das Leben in der Anstalt
    “Das Leben in der Anstalt bewegt sich zwischen Isolierräumen, die ’so lange als Zimmer (und sogar manche als elegante Salons) eingerichtet sind, als der betreffende Kranke nicht die Möbel u.s.w. zerstört oder als Waffen verwendet’, und einer Palette von Beschäftigungsmöglichkeiten, die durch Turnplätze, eine Kegelbahn, aber auch einen Spielsalon gegeben sind. In diesem Ensemble wird die therapeutische Suggestion darauf beschränkt, die Atmosphäre der Anstalt zu heben: ‘Eine Form der Suggestion ist bei uns allerdings im Schwang, d.i. jene, welche seit jeder kundige Erzieher gegenüber ihren Zöglingen verwenden, bestehend in einer unentwegten, sanften, liebevollen, aber beständigen und unablässigen Einwirkung, die fern ist von jeder Nergelei und Schulmeisterei.’”

    6.2. Nebenerfolg Tintenfass
    “ … Wenn den Zerstörungsdrang des Zornes ein Faustschlag ‘entlädt’, so ist er weder gegen den Tisch noch gegen sonstige Dinge gerichtet, sondern er zielt auf den Eindruck des Widerstandes, weil nur am anschaulich Widerstehenden das Brechen, Zerstören und Überwinden erlebt werden kann. Der Zustand des Zornes, artlich Vernichtungstrieb, erfüllt sich im Brechen von Widerständen, und das ihm anheimgefallene Ich vollführt die Bewegung als zu ihr getrieben und daher ganz ohne Rücksicht auf den erregenden Anlass. Die Ausdrucksbewegung ist immerdar ohne Zweck, in den meisten Fällen aber sogar zweckwidrig, wie ja das Beispiel vom Schlag auf den Tisch mit dem Nebenerfolg des fallenden Tintenfass enthüllte. … ” klages: ausdrucksbewegung und gestaltungskraft

    ” … Der zornkochende Mensch schlägt gelegentlich rein entladungsdurstig mit der Faust auf den Tisch; das ist wahr. Mag sein, dass Analoges auch einmal im Tierleben vorkommt; doch die Substanz des tierischen Benehmens ist verkannt, wenn man es in Parallele stellt mit derartigen menschlichen Affektausbrüchen, wenn das Tintenfass umfällt. Denn erstens kommt es mir fraglich vor, ob die Tintenfässer im Lebensraum der freien Tiere ebenso regelmäßig wie beim Menschen gerade dort stehen, wo sie der Zornige am wenigsten brauchen kann. Und zweitens müsste eine Häufung ernster Schädigungen bei derartigen Affären die Lebenstüchtigkeit jedes Lebewesens entscheidend herabsetzen. … ” bühler: ausdruckstheorie.
    (beides nach lethen: verhaltenslehren der kälte)

    hier ging es um: gewalt gegen dinge. aber nicht ziele sie vorrangig gegen dinge, sondern vielmehr auf – auf den eindruck des widerstandes, der nur im zerbrechen erlebbar sei. das sind natürlich etwas plumpe überlegungen. zumeist zerstört man mit dem ding doch vor allem die ihm innewohnende verkörperung eines gedankens. wann zuletzt? lange nicht mehr. ein glas. das war aber stabil. zerspringend nahm es die bodenkachel mit ins zerspringen. das war wut. das angebrüllte fahrrad. lass das! drecksumkipperin, lass das! heute morgen versehentlich, ganz ohne zorn, die karaffe geköpft, sofort ersetzt durch eine minderwertigere. die aber billig war, zu billig um über den verlust der ersteren hinwegzuversöhnen. “nebenerfolg tintenfass” meint aber auch die sentimentalität mit der sich dinge aufzuladen in der lage sind, in komplizenschaft mit einem verklungenen affekt sind sie dann, überbleibsel der entgleisung::::: noch immer kaputt und hören nicht auf, es zu sein. “heilmachen”, sagen kinder und bringen den, man muss schon sagen, mutwillig zerstörten flieger immer wieder und wieder an. sie werdens nicht müde, solange mit tackernadeln, klebeband und pappverstrebungen hantiert wird. und ich erinnere mich, wie t. dann sagte: “bitte nicht kaputtmachen, bevor wir sie nicht repariert haben”. das reparieren war aber schön. dies setzt die lebensfähigkeit herauf, nachdem sie, durch blanke gewalt gegen dinge gemindert worden ist. (auf das spiel kann ich hier nicht zu sprechen kommen, das spiel hat feine regeln, feinere regeln.) schon, es scheint obszön, dies so zu verhandeln, wenn hinter der gewalt gegen dinge sofort aufscheint: gewalt gegen beteiligte personen. gewalt mithilfe von dingen. die entweltlichung, die resultiert, wenn harmlose dinge verwendet werden, um schmerz zuzufügen, um sicherheiten zu annullieren, um eine feindlichkeit in die umwelt einzutragen. selbst dieser stuhl! ich will nicht daran denken. wiewohl es jederzeit passiert. nur eben nicht hier. doch wäre erfrischung daraus zu beziehen, wie nietzsche meinte, dass nur gewalt und exotismus (das ursprüngliche, das im exotischen gesucht worden ist) in der lage seien, den ermüdeten zu erfrischen? nein. das ist sicherlich falsch, falsch und einfach. rudern. auch schlafen. und so exotisch ist südtirol ja nun auch wieder nicht. aber auch alles andere – ist zu behalten, im auge. kaputtmachen ist ja nun eine sehr deutliche art, sich mit einem ding zu beschäftigen. vielleicht die deutlichste. was heißt das? oder: etwas, das einem oder einer unter laborbedingungen unterläuft? wahrscheinlich gibt es die gar nicht, diese bedingungen. (hierzu: testdrive, avital ronell.) aber es gibt das kaputte, unter allen bedingungen. oder zumindest: keinen gesonderten. sorgfalt. sorgfalt. sorgfalt. oder der gezielte klaps, wenn worte nicht mehr helfen? wenn haydn nicht mehr hilft? ich glaube: nicht.

    7. ES GIBT EIN DING
    “Es gibt ein Ding x, das eine Gerade ist, und es gibt ein Ding y, das ein Punkt ist, und es gibt ein Ding z, das eine Gerade ist, und z schneidet y, und x und ist mit z parallel, und für alle Dinge u, die Geraden sind und y schneiden und parallel zu x sind, gilt: Sie sind identisch mit z.”

    “Es gibt ein Ding x, das ein Tonband ist, und es gibt ein Ding y, das ein Polster ist, und es gibt ein Ding z, das ein Lendenstrecker ist, und z schneidet y, und x und ist mit z parallel, und für alle Dinge u, die Tonbänder sind und y schneiden und parallel zu x sind, gilt: Sie sind identisch mit z.”

    7.1. Es gibt Metarealismus
    humanisten artischocken rautenmuskeln erntedankfest tonband elsterrufe moschus söldner satelliten wahlverfahren zwergkaninchen körpergrenzen spannenraupen zollgebühren kronprinz polster reibereien knusperbrot maßnahmenkataloge blöße bienensterben korruptionsgesetze düngemittel suppenlöffel lendenstrecker haftbedingung gurken gestärkte himmelslaken frühstücksschuld aurorafalter horn fondue untertriebig, von hunden: triebarmut auf der fährte. grünling. pflückreife fettausgebackenes delfine salzige wasser gürtel großes ochsenauge. rockschösse des entzückens. glück. feuerfalter. breitovale. ausgeblühte risse forst dämmerung rinde langusten keim hafenwache kiosk sellerie wade heidegeister maximen biber gardinen heimweg neumond gondel kelchhöhle mandelton lippen kirmes mezzanin jasmin kehle seilbahn morgenröte puppenaugen drahtverhau rhododendron bassin lendenstrecker fogosch katzenkinder münze zement planeten dickicht donnergrollen elsterflügel brabbeln polster sichelmoose nadelwälder schachtelhalme zinngeschirr hochgebirge wagenheber schattenpflanzen theaterblitz riemen schläuche scharniere mutterkorn munition lenz verschnürtes mieder mangel moder bison kälber pflöcke esoterik meere gastrecht tändelei deduktion aggregat fließende größen probierstein schafbock ruten klingklang natternzünglein drachenart flittergold wolfsgamaschen heulsucht löschwasser ameisen dachtraufe kehricht erntebräuche spannenraupen wirbelstürme gram festigkeit drang quecke blickverbot schellfisch betragen widerwillen partie girlanden expertisen krügerl einzelströme quantenmedizin frauenrudern babylon schalach rautenmuskeln tonband nachtigall moschus söldner aufbegehren satelliten zwergkaninchen körpergrenzen spannenraupen kronprinz polster reibereien kloß knusperbrot maßnahmenkataloge schönblöd flausch, die zottel, die ringel, pappseidel groschenhefte kaffeevogel schilf gleiß kalkstein gründler raben schuber prado postillon kernhaus pfennigabsatz spiraltriebe krill blattgold bleistiftzeichnung feuerbeschau kraftrad pappeln laub säulen brunnen transit import export trage busen winkel schläge wellen wellen wellen trugbild karyatide waldportier desaster blitzende kringel kühle männerrufe wolle und würde radarfalle netze satelliten zwergkaninchen kandelaber hitzigkeit

    Wir lernen: Der Metarealismus ist auf die Dinge verwiesen.

    FRAGE: Damit das nicht zu abstrakt klingt, lassen Sie uns den Metarealism doch an einem konkreten Beispiel Ihrer Lyrik anschauen. Ich würde gerne ein paar Zeilen aus einem Ihrer Gedichte zitieren:

    „Ausdrucksvoller als ein Absatz /
    westlicher in der Breite /
    und vielschichtiger als Polarlichter /
    Jalousien oder der /
    Klang in der Sparbüchse…“

    Könnten Sie vielleicht an diesem Auszug zeigen, was das Charakteristische des Metarealism ist?

    ANTWORT: Zunächst kann man die vorhandenen Vergleiche hervorheben. Ich, oder genauer gesagt, das lyrische-Ich, vergleicht Dinge aus verschiedenen Sphären und Gebieten, die auf den ersten Blick gar nichts miteinander gemein haben. Doch wenn man tiefer ‚gräbt’, dann kann man Ähnlichkeiten finden. Wie ich bereits erläutert habe, ist das Grundprinzip des Metarealism die Vielschichtigkeit der Metapher, und in diesem Fall ist diese Vielschichtigkeit folgendermaßen dargestellt: Das Polarlicht, die Jalousien, der Klang in der Sparbüchse, sie alle weisen ein gemeinsames Merkmal auf – sie sind physikalisch vielschichtig. Ich muss jedoch gestehen, dass ich zu dieser Überlegung erst kam, nachdem ich das Gedicht verfasst hatte. D. h., dass meine Lyrik keine künstliche Konstruktion ist, deren Ziel nur darin besteht, dem Postulat der metarealistischen Ästhetik zu folgen. Arrangement und Improvisation verlaufen parallel zueinander.
    Zum Tee um fünf: Ein Interview mit Dmitri Dragilew

    Eine Explosion ist eine Explosion ist eine Explosion. Ich meine,
    —— im Grunde eine urplötzliche Krake, aufgetaucht aus dem
    —— Nichts. Ein Nicht-Ereignis, ein Nicht-Auftritt, ein
    Ausstrecken der
    —— Sehnen und Tentakeln. In Richtung des
    —— Nichts. Oder, um genau zu sein, sollte man vielleicht sagen,
    es handelt sich um die Tentakeln
    —— der reinen Virtualität. Denn da es sich immerhin um eine
    —— Explosion dreht: Diese kann nicht
    wie Arme funktionieren, mit Saugnapfgirlanden,
    —— die von außen und oben umgreifen
    —— würden. Nein, nein. Die Rede ist von
    etwas, das im Innern auseinandergeht. So

    7. 2. Was bei Lehmann passiert
    der regen fleckt
    der mond stürzt ins blaue
    reiseernste vogelscharen kreiseln
    dem mond wird sich runden geholfen
    der kuckuck weiß, wie er ruft
    nicht mehr, was sonst geschah
    spinnen schwollen weinbeerengroß
    ich weinte miteninne
    steifer wind zwingt holunderblatt zum purzelbaum (tagelang!)
    wind peitscht tauben ans haus
    die eichel fällt
    die füchse entwischen
    rote drosseln flogen
    karpfen schwimmen pflaume haut
    keine motte mag fliegen
    eiche spielt dudelsack
    die iris plattet längliche früchte
    kamille duftet zerschnitten
    wesen litten jd. traumeslang
    geschwätzige städte donnern
    schnecken wagen ein horn hervor
    der stein ruht, wo er immer ruht
    ringeltauber fegt um ringeltaube
    nur die antennen sagen noch wahr
    die langgeschwänzte elster legt ihr leises, grünendes ei
    heiße lüfte kochen den jungen mais
    eine grille wird meine stimme erben (zikadenschaum!)
    mispeln blühen
    immer wieder fallen käfer in das graue haar
    das lied beginnt von vorne
    lolch und bibernell wachsen
    das heu steht in den diemen
    das blau tieft sich blauer
    unter dornenhecke duftet erdenkälte nach zitrone
    die see schwebt
    grasmücken zogen
    stare weilen, trippeln, rücken zusammen,
    knistern, scharren, quirlen mahlen,
    sträuben die kehlen und singen
    pappeln brausen wie propheten
    weinstock muss die arme stützen
    das meer will die brust umspülen
    wind überschüttet mich mit eicheln
    die finger schleifen durch das wasser
    die götter sind nicht liebeleer
    granaten und schrapnells verzischen
    jd. fragt ob pappeln musizieren
    die quitte schwillt

    8. EIN SCHWERES DING
    “Erst wo eine abgegrenzte Gestalt sich selbst bewegt, kann von Trieb die Rede sein. Zwar bewegt sich auch ein Stein, solange er fällt, und sogar aus eigener Kraft, nämlich der der Schwere, die ihn nach unten fallen lässt. Aber von Trieb spricht man erst, wenn etwas anderes als die eigene Schwere einen Gegenstand bewegt, eine Kraft, die die Schwerkraft korrigiert.” (türckes triebkapitel)

    8.1.
    THE FLOOR IS ALL YOURS! frau mack weiß, dass es neben der schwerkraft nur wenige dinge gibt, derer man sich sicher sein kann. sie hat die schwerkraft in ihre dienste gestellt. als ich kürzlich in tiefer bodennähe schlief, war mir die nacht ein keller, durch den hochfahrende alpträume tobten. alles andere senkte sich. ich lag wie eine mulde. das kissen vergröberte sich, lud sich bleiernes auf, lud es sich ein – und plumpste endlich auf den boden, so dass die wände wackelten. das kleine kissen hingegen zuckte unter meinem kopf. erst die anwesenheit des sehr großen friedrich schiller brachte diese phänomene unter kontrolle, so dass ich schlafen konnte, während schiller sich die rüschen richtete. zuletzt noch dies: “you are not drunk if you can lie on the floor without holding on”. (dean martin)

    Does the floor work your you?
    X: ANY THOUGHTS?
    XX: None whatsoever
    X: I thought so. Care to make some up for me?
    XX: Well this chair is soft, certainly
    X: Very soft?
    XX: No, no, it falls short of being very soft. But of course, if we look underneath we find
    X: The floor
    XX: The floor, precisely
    X: Does the floor work for you?
    XX: No, the floor doesn’t work for me, no, no
    X: Is it a fatal floor?
    XX: No, the floor doesn’t work, cause it’s all on one level
    X: And of course it falls into the trap of being essentially self-referential
    XX: ANd by self-referential you mean?
    X: I mean, to make myself sound like an interesting and impressing person
    XX: XXXX is it rather neatly???XX
    X: Yes, i was wondering is there a sense in which you are not completely squalid and pointless?
    XX: I don’t think there’s a sense, i worked hard for one, but in the end, I come up senseless.
    X: I thought so
    XX: And I was wondering by the same token is there a critical standpoint, yet devised, by which you are any distant at all from being hideously repellent
    X: None whatsoever, none whatsoever
    XX: You see, that’s interesting
    X: Oh dear, wasn’t meant to be. – – – – afer all, we can’t all be cricits

    9. POSTHUMANISM
    ausweitung des affektuellen auf unbeseeltes. ist es? endosymbiontentheorie (margulis / sagan) – wirtling und parasit in selbstverzehrender koexistenz auf dem weiteren weg zum nicht-mehr-so-einfachen.. becoming-with, etwas-mit-einem-anderen-werden, statt andereR-werden. hierzu: manuela rossini – zoontologies, als analysekategorie für eine “antispeziezistische art des posthumanistischen denkens” – abstract sex (rekombination: anorganisch, organisch, klimatisch, geologisch… luciana parisi)

    (wofür hält sich die erde?)

    das subjekt sei rückzuführen in ein gleichgültiges leben von: mensch, tier, maschine, virus, bakterie, klima und gestein. aha. und das soziale sei ein riesiger ozean, in dem sich inseln von dingen und akteuren bilden.

    ICH ERSEHNE DIE ALPEN; SO ENTSTEHE DIE SEEN (von Händl Klaus)
    OLIVIA: Ich ersehne die Alpen mit ihrer geräumigen Kälte, kein Wunder, ich bin am Ersticken in meinen Federn unterm Dach, das in der Sonne glüht, und weit und breit kein Gipfel und kein Baum, rein gar nichts schenkt mir seinen Schatten hier! Mir ist heiß von diesen heißen Federn, und ich sterbe fast! Ich ersehne die Alpen! Ich ersehne die Alpen! Wie könnt es anders sein. Ich will, was ich nicht habe. Will in den Alpen sein! Alpen, wo seid ihr, bitte meldet euch bei mir, ihr braven breiten Berge. Denn was für ein weiches Gebirge vermießen mir Freunde und Bilder, die ich nicht vergessen kann. Ihr sollt noch lang bei Kräften sein, ich will euch ja besuchen! … Seid mir nicht traurig, ihr einsamen Gipfel, ich bin in Gedanken bei euch! Ich hänge inständig wie Treibsand an euch! Ich kann euch nciht vergessen. Ich will euch aber auch nicht belasten. Habt ihr mich verstanden? Bin ich schon zu weit gegangen? Lasst es einmal krachen! Nichts da. Na? Was habt ihr denn? Ihr seid so still. Bin ich zu laut? Das fängt ja gut an. Seht mich an und klärt mich auf! Versteht ihr mich? Ihr wirkt so kühl. Das Gegenteil ist hier der Fall, ich schmelze zart dahin. Drum bin ich gleich bei euch! mit meinen langen Armen, die schon lang am Ende sind wie ich an sich ja auch. Was hält mich hier?
    (aus: ICH ERSEHNE DIE ALPEN; SO ENTSTEHEN DIE SEEN, von Händl Klaus)

    oh und ich, ich ersehne die alpen. ich möchte bei den alpen und in den alpen sein, das maßregelt die sterblichkeit, ich wäre dann einfach: die alpen. diese ganze verwerflichkeit wäre nur noch die eines steins, und wie weit ich ihn werfen könnt, sand kann ich wahrscheinlich nicht werden aufgrund meiner inneren liquidität. ich erkenne an: die differenz. ich erkenne nicht an: the smokeless burning of decay. es waren kiesel da, die meiner falschheit dienten, inwiefern? ekel vor sinnlichkeit. großer ekel. interesse an oberflächen, die jedoch ununterworfen. ich kann das nicht lehren, ich will krank sein oder zuhause, wo ich schon bin oder was ich noch nicht. und zu wünschen dies wäre frivol. wenns aber so wäre? der stein, der ich war, als ich liebte. ich möchte in den alpen sein. ich klammere alles aus außer der alpen. i ve seen nothing yet. so wirds sein. was folgt? hier, in kleinmut, in kleinmut, in kleinmut – steinige mich. oder besser: steinige den kleinmut und lass mich in ruh. und gib meiner ruh ihre größe zurück. dann steinige alles andre, nach einer pause von ca. 35 minuten, wegen der limonade. zitronen. zitronen. zitronen. schon allein dies! ach.

    “The categories for subjects are part of the problem. I have stressed kin making and family membership but rejected all the names of human kin for these dogs, especially the name “children”. I have stressed dogs as workers and commodities but rejected the analogies of wage labor, slavery, dependend ward, and nonliving property. I have insisted that dogs are made to be models and technologies, patients and reformers, consumers and breedwealth, but I am needy for ways to specify these matters in nonhumanist terms in which specific difference is at least as crucial as continuity and similarities across kinds”. (Haraway, When Species Meet, p.66)

    10. DINGE DIE IM WEG SIND
    “However, minimalism has become the great, ironic conceit of the rich – the pretence of a lack of possessions. Walk down any impoverished Third World street, by contrast, and you’ll be struck by the maximalism of poverty – the laundry hanging across the pavement, the boiling pots, and the laden mules en route to market, the traders’ wares spilling over the pavements, the noisy, sputtering vehicles, the stuff, everywhere. These are people without the means suavely to conceal their dependance on the clutter of goods, utensils and transport which, in their case, barely sustains them. Minimalism has become the signifier, in music as well as in art of capitalism’s pretensions to spirituality, rather than its lack of it, some discreetly enabled, airy form of super-being, in which “space” rather than vulgar stuff is the thing.” (david stubbs: fear of music)

    10.1. Platz Schaffen

    … platz schaffen …
    ” … Der destruktive Charakter kennt nur eine Parole: Platz schaffen; nur eine Tätigkeit: räumen. Sein Bedürfnis nach frischer Luft und freiem Raum ist stärker als jeder Hass.
    Der destruktive Charakter ist jung und heiter. Denn Zerstören verjüngt, weil es die Spuren unseres eigenen Alters aus dem Weg räumt; es heiter auf, weil jedes Wegschaffen dem Zerstörenden eine vollkommene Reduktion, ja Radizierung seines eignen Zustands bedeutet. Zu solchem apollinischen Zerstörerbilde führt erst recht die Einsicht, wie ungeheuer sich die Welt vereinfacht, wenn sie auf ihre Zerstörungswürdigkeit geprüft wird. Dies ist das große Band, das alles Bestehende einträchtig umschlingt. …”
    Benjamin: Der destruktive Charakter

    ” … Der destruktive Charakter ist immer frisch bei der Arbeit. Die Natur ist es, die ihm das Tempo vorschreibt, indirekt wenigstens: denn er muss ihr zuvorkommen. Sonst wird sie selber die Zerstörung übernehmen.
    Dem destruktiven Charakter schwebt kein Bild vor. Er hat wenig Bedürfnisse, und das wäre sein geringstes: zu wissen, was an Stelle des Zerstörten tritt. Zunächst, für einen Augenblick zumindest, der leere Raum, der Platz, wo das Ding gestanden, das Opfer gelebt hat. Es wird sich schon einer finden, der ihn braucht, ohne ihn einzunehmen.
    Der destruktive Charakter tut seine Arbeit, er vermeidet nur schöpferische. So wie der Schöpfer Einsamkeit sich sucht, muss der Zerstörende fortdauernd sich mit Leuten, mit Zeugen seiner Wirksamkeit umgeben. (..)
    Der destruktive Charakter ist gar nicht daran interessiert, verstanden zu werden. Bemühungen in dieser Richtung betrachtet er als oberflächlich. Das Missverstandenwerden kann ihm nichts anhaben. Im Gegenteil, er fordert es heraus, wie die Orakel, diese destruktiven Staatseinrichtungen, es herausgefordert haben. (..)
    Der destruktive Charakter sieht nichts Dauerndes. Aber eben darum sieht er überall Wege. Wo andere auch Mauern oder Gebirge stoßen, auch da sieht er einen Weg. Weil er aber überall einen Weg sieht, hat er auch überall aus dem Weg zu räumen. Nicht immer mit roher Gewalt, bisweilen mit veredelter. Weil er überall Wege sieht, steht er selber immer am Kreuzweg. Kein Augenblick kann wissen, was der nächste bringt. Das Bestehende legt er in Trümmer, nicht um der Trümmer willen, sondern um des Weges willen, der sich durch die hindurchzieht. …”

    “Der destruktive Charakter kennt nur eine Parole: Platz schaffen; nur eine Tätigkeit: räumen.” Hinzukommt, laut Benjamin, die Einsicht, “wie ungeheuer sich die Welt vereinfacht, wenn sie auf ihre Zerstörungswürdigkeit geprüft wird”. Dass die Frage den Hindernissen gelten müsse, hieß es bei Freud. Doch wo gehören die Hindernisse hin, wozu gehören sie – und wem. Wie sind sie gefügt, womöglich auf lebenswichtige Weise? Nicht anders lässt es sich verstehen, dass Heilung als Bedrohung wahrgenommen werden kann, es muss entschieden werden, was miteinander ringt, und, vor allem: whose side are you on? Auf Zerstörungswürdigkeit zu prüfen, heißt wohl, alle affektuelle Bindung abzulegen. Transfer – wo geht die Bindung hin? Dann aber, nicht das sich fragen, sondern, destruktiv, das übriggebliebene wie ein Ding zu behandeln. (Es ist nebenbei interessant, was sich ergibt, wenn man “wie ein Ding” in die Suche eingibt, es zeigt sich: die wenigsten Dinge werden wie ein Ding behandelt.) Vorerst aber: Nicht wie ein Ding behandeln, bitte. Nicht aus dem Weg räumen, kaputtmachen oder auseinanderbauen, um zu schauen, was drin ist und wie es funktioniert. Auch nicht entfernen und woanders hin tun. Ab einem gewissen Alter ist man zu schwer dafür. Aber nur äußerlich. Oder die Verräumer sind viel mehr als der Verräumte, dann geht es leicht. Entführung, beispielsweise. Andere Verhaltensweisen bieten sich an. Andererseits erfreut die Heiterkeit, die Erfrischung, die schnelligkeit – aber wohl vielmehr als verjüngendes Gegenbild genereller Sorge und Nettigkeit. Also, wenn ich Heiner Müller wär, dann wär ich — (ich breche ab, das ist müßig). Gelöst! Gelöst! Allem abgelöst und SSSSHHSHhSshhshhHHshhshh, in die große schwarze Schwärze. Von höherem Interesse sind wohl die Übergänge, die Mischungen und Entmischungen, die Behandlungen und das Behandeltwerden. Um 14:30 muss ich zum Zahnarzt. Ich träumte heut nacht bereits davon, wie mich ein sehr junges Mädchen (die Praktikantin?) mit einem sehr langsamen Bohrer traktierte, seltsamerweise tat es gar nicht weh, wiewohl ich die ganze Zeit darauf wartete, dass der Schmerz mit großer Heftigkeit eintritt. Weiter im Text: “Der destruktive Charakter ist gar nicht daran interessiert, verstanden zu werden. Bemühungen in dieser Richtung betrachtet er als oberflächlich.” Etwas schreiben, das nicht zu verstehen ist, daraus einen Ort zu beziehen (unverständniswonderland) und zu sagen, das sei Punk. Aber nein. So nicht. Ein leidiges Thema. Wait, I ll explain. Behandele den Wunsch wie ein Ding und räum ihn weg. Draußen weint ein Mädchen bitterlich. Es macht seinen Punkt, die Fassaden reflektieren ihn. Die weggeräumten Bücher. Die Leiter, überkopfhoch. Die Bücher, die in der Buchhandlung warten, bestellt und nicht abgeholt. Schlucks und spucks. Was nicht zu verstehen ist, wäre dann eher, im Sinne des Freudschen Satzes: Das, wovon mir die Erfahrung berichtet, dass es vorkommt, die Theorie aber behauptet, dass es nicht möglich sei. Aus dem Weg geräumt. “Der destruktive Charakter sieht nichts Dauerndes. Aber eben darum sieht er überall Wege. Wo andere auch Mauern oder Gebirge stoßen, auch da sieht er einen Weg.” Ich aber gehe auf dunkeln Wegen und folge den Markierungen, die jeder andre misliest. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Eher: Die Frage der Prüfung (auf Zerstörungswürdigkeit) und des Transfers (der mimetischen Energien) – wo gehen sie hin. Zur Frage der Prüfung später mehr.

    11. A BLACK DOOR
    der wunsch, eine schwarze tür schwarz anzumalen: angespannter minimalismus. denke an das raumschiff, das so schwarz war, dass man es nicht sehen konnt – und dessen oberfläche so glatt, dass sie keinerlei widerstand bot. die hand glitt hinein, hindurch, stürzte hindurchlangend (ein dunkler sturz) nach elsewhere, der rest stolperte nach. man fand die tür nicht. fand sie nicht. anfangs. nicht aber greifen wir hinüber durch eine schwarze tür (und die finger in der schwarzen angel, der nagel wird? wie wird er? schwarz!!!) – und doch zitiert didi-huberman zu anfang seines buchs “was wir sehen, blickt uns an” eine passage aus dem ulysses, in der die finger durch das tor gehn:
    “Grenze des Diaphanen in. Wieso in? Diaphan, adiaphan. Wenn man seine fünf Finger hindurchstecken kann, ist’s ein Tor, wenn nicht, eine Tür. Schließ deine Augen und schau!” (shut your eyes and see).
    Didi-Huberman kommentiert: “Nun beginnen wir zu verstehen, dass jedes sichtbare Ding, so ruhig und neutral es dem Schein nach auch sein mag, unausweichlich wird, wenn es von einem Verlust getragen wird – und sei es durch eine einfache, aber zwingende Ideenassoziation oder durch ein Sprachspiel-, und uns von daher anblick, uns betrifft, heimsucht. (..) Öffne deine Augen, um zu spüren, was du nicht siehst, was du nicht mehr sehen wirst – oder vielmehr um zu spüren, dass das, was du nicht mit aller (sichtbaren) Evidenz siehst, dich dennoch als ein (visuelles) Werk des Verlusts anblickt.”
    Was passiert, wenn Sehen Verlieren heißt? – so lautet die frage, die didi-huberman im folgenden den weg weist.
    Es geht um visuelle Objekte, die den Verlust, das Verschwinden der Dinge oder der Körper zeigen – und er schließt an: “Das heißt Dinge, die von ferne zu sehen und von nahem zu berühren sind, Dinge, die man befühlen will oder nicht befühlen kann. Hindernisse, aber auch Dinge, aus denen heraus oder in die man hinein kann.”
    (ich erinnere kurz an den zwangsmantra-artigen wunsch, eine schwarz gestrichene tür schwarz zu streichen, allerdings wissen wir noch nicht, ob die tür von innen oder von außen schwarz gestrichen wird – wobei undurchsichtig bleibt, ob eine der beiden positionen des schwarzstreichens besser oder schlechter ist als die andere, vielleicht bleibt sich alles gleich, ich ahnes schon: wenn ich eine schwarze tür schwarz anmalen will, spielt es keine rolle von welcher seite aus ich dies tue oder zu tun wünsche.. (ich gebe es preis) .. die wiederholung tut ein übriges in sachen undurchsichtigkeit.. i see your black door and i want to paint it black – ich sehe diese (nein, deine) schwarze tür, ich kann sie nicht öffnen oder schließen, aufbrechen oder zuschlagen, aber ich kann sie schwarz streichen, schwärzer noch, vielleicht so schwarz, dass ihr irgendwann die eigenschaften des oben bereits genannten raumschiffs zukämen: so dass man sie nicht mehr sähe und hindurchgriffe, mit fünf fingern, dann vielleicht auch mit den armen, dem kopf, dem brustkorb.. der rest ist bekannt. doch dazu muss eine

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