Der lange Moment, sueß und lächerlich zugleich, der Annäherung

an die Kneipe, die meine Stammkneipe werden könnte, wenn ich bezahlen wuerde mich um sie bemuehte, ja wenn ich lernte, wie man eine Beziehung fuehrt, erscheint jetzt, im blauen Licht der Dämmerung, welche irgendwie „illuminativ“ wirkt und zugleich die schwebende, die köstliche Lächerlichkeit des Ernstes, mit der ich meine Annäherung vollfuehre, und die Unverhältnismäßigkeit der Größe meines lang gehegten Vorsatzes auch, ungefähr in diesem Moment in diese Kneipe zu gehen, deutlich hervortreten lässt, wie sie alles deutlich hervorhebt, was es an dieser weiten Straßenecke gibt, in vielen Fällen seit hundert Jahren oder mehr, und mich wieder zu beobachten scheint, wie ich schon die Leute, die vor der Kneipe auf den Bierbänken sitzen – zärtlichen Bierbänken, fuer Dämmerungssitzen und vorsichtige, gut abgesessene Gespräche, und klare, fadengleiche Schnäpse, nicht wie bei anderen Kneipen zum Konsum derber Scherze und dickem Alkohol geeignet und gedacht – die derbsten Scherze sind hier zärtlich, präzise, mit Erfahrung und Absicht plaziert – gewahre, sie auch mich – das alles gemahnt mich an einen Satz von Joseph Conrad, der mir schon gestern Abend meinen Gang mit unbestimmtem, jedoch kneipenartigem Ziel treffend zu beschreiben schien, original aber den Vize-Raja in der Novelle „Almayer’s Folly“ beschrieb, der in der Mittagshitze die staubige Hauptstraße eilig ueberquerte wie eine dicke Ziege „bent on some unlawful expedition“.

Ja, leider fuehrt alle Bereitschaft, Gesetze zu brechen und gefährliche Idioten mit simplen Axthieben zu erledigen, doch nur in die Kneipe, wo Gleichgesinnte sitzen, die man necken kann. O Harmlosigkeit der Welt!

5 Gedanken zu „Der lange Moment, sueß und lächerlich zugleich, der Annäherung“

  1. Wie gern wuerde ich sagen, da wo man Ziegenwitze macht, kann ich bleiben, ist aber nicht so.

  2. hm hm, wo wurden denn, wo wurden denn unlängst ausgiebig ziegenwitze gemacht? als hätte ich davon geträumt… oder es war zickleinfleisch? und ziegenkäse? ich weiß es nicht mehr. kannst du dich erinnern? oder empfange ich losgelöstes ziegensubstitut für etwas anderes, das halb öd, halb fies, halb scharf damit verknüpft ist, so wie diese verknüpfungen eben sind.. mes-connnaissancen … mes mes mes mes .. oder vieleicht in der kantine? vieles, das in der kantine geschieht, wird sofort im unbewussten abgespeichert, und ist dann nicht mehr ohne weiteres zu erreichen.. dabei passieren zuweilen sehr „nette“ dinge in der kantine, ich schwöre..

  3. Es lohnt sich, lange weg zu bleiben, fuer diese Suesze – fast. Und wir warns, wir machten doch Ziegenwitze, oder nicht? Das Zicklein in der eigenen Milch braten, sagt uebrigens Rosanow, hab ich das schon gesagt?
    Hab die Nacht im Reich des imaginären Dimmstitrimmsti verbracht. Ein hellblaues Paar Augen, die bei jeder Erinnerung noch eine Tellergröße größer werden, und mein Hirn bruzzelt als Motte. Ein Trockenschrecken. Kann unschuldige Komplexität so teuflisch sein? (Noch nie schlaflos gewesen? Noch nie.) (Noch nie eine Frau gewesen? Noch nie.)

  4. Aaaaaaaaaah! Jeder Tag bringt mich diesem Phänomen näher. Ich fuehle mich auf einer furchtbaren Umlaufbahn, auf einer ungeheuer langgezogenen (scharfen) Ellipse in gelb. Und eine Vorstellung von einem Gestirn, das ich vor Jahr und Tag mit Bedauern hinter mir ließ, wird jetzt von Tag zu Tag größer und näher. Ich werde hineinknallen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.