Pferde, die drogensüchtig sind!

„So gefiel auch ihnen diese Welt nicht allzusehr, diese immerwährende Starrheit von allem, das immer wieder an seinem Platz gefunden wird, und dieses schöne Gleichgewicht auf vier Füßen, die von jenen so sehr ersehnt werden, die sie nicht haben.
Es gibt in Dakota einen Strauch, eine Art Astargallus, von dem, sagt Professor LOUIS LEWIN, ‚ein Pferd nur einmal zu fressen braucht, um unheilbar Gefangener dieser Nahrung zu werden, sofern sie ihm nur zugänglich ist. Es genügt sogar, dass ein einziges Tier davon frisst, um eine ganze Herde nachzuziehen, die den Astargallus verspeist … Wenn es einen kleinen Kiesel auf der Erde sieht, macht es einen riesigen Sprung darüber, mit dem es über eine Mauer setzen könnte …‘
Es liebt also auch die Täuschung, die Träume, die Loslösung seines Ich, die Liquidation seiner treuen Organe (unerträglich, wie treu sie sind!) und des Bodens (auch er so treu).
Diese vielgerühmte Koordination der Bewegungen, durch die das Pferd ein Meisterwerk ist, wie sein Herr und Meister, es freut sich, wenn es sie einmal loswerden kann, wie sein Herr und Meister – um sich von ihr auszuruhen, dieser verdammten, langweilig perfekten und anspruchsvollen Mechanik, und man sieht, wie es auf jene Ebenen zurückkommt, die für die Seele so köstlich sind, und wie es in ihrem Schatten wirklich träumerische Haltungen ennimmt.“

Henri Michaux

5 Gedanken zu „Pferde, die drogensüchtig sind!“

  1. An Gegenständen, die wie der Köcher einer Köcherfliege sind, merkt man die Tätigkeit eines auf die minimalistische Weise faulen Geists. Eine kleine Idee und viel Mühe. Man meint den Geist spüren zu können wie zu sehen ist, wenn ein zu kleiner Kopf auf einem großen Körper sitzt. Umgekehrt etwa die Schachspieler. Hypertrophe Überlegung, Riesenballons von Überlegungen, am Ende wird eine Figur ein paar Zentimeter verschoben. Viel der Kopzeptkunst schaut da verhältnismäßig normal aus, der Kopf steht im gesunden Verhältnis zum Körper, es kann laufen und plaudern. Deswegen die Assoziation mit Bastelei, die bei sochen Ausstellungen immer im Weg steht wie ein Windhund, der die Lämpchen umstößt und einen dazu bringt, Sekt zu verschütten.

    Doch ich wollte das erste näher betrachten. Darin ist eine galoppierende Flucht enthalten. Ein Ausweichen der Peitsche: „Ich arbeite ja schon.“ Doch etwas durcheinander, die Sandwichpause fiel „zufällig“ in die Briefing-Runde, jetzt weiß ich nicht so genau wie die anderen Bescheid und bluffe. Ich lasse mich langsam einkreisen von Gebieten, die ich nicht betreten will, dort wohnt der Zweifel – hic sunt leones. Der Raum wird immer enger, ich ackere und ackere, Blick auf den Boden vor mir. Es entsteht der Turm von Babel in Alleinarbeit.

  2. vielleicht hilft es zu denken, dass der geist INNEN UND AUSSEN ist. wie der atem. dass der geist gottes über den wasser BRÜTETE, finsternis auf der fläche des abgrunds. dass der geist auf einen schwächenden genuss sehr eigentümlich zu reagieren im stande ist. dass er ein hauch ist, ein wehen, ein sturm, ein säuseln. dass er aufbringt, erschreckt, bestürzt, adelt. dass er mit schrecken und zorn in verbindung steht. dass er, mon dieu, geistert. dass er bewohnt, fleddert, verlässt. zurückkehrt.

    oder wie ich gestern las: „Es war eine der unglücklichsten Folgen der Intellektualisierung des geistigen Lebens, dass das Wort „Geist“ verloren ging und durch „Intellekt“ ersetzt wurde und dass das Element der Vitalität, das im Geist vorhanden ist, von ihm getrennt und als unabhängige biologische Kraft verstanden wurde. Der Mensch wurde so in einen blutlosen Intellekt und eine sinnleere Vitalität gespalten. Das verbindende Mittelglied, die geistige Seele, in der Vitalität und Intentionalität vereint sind, wurde nicht mehr gesehen.“ Paul Tillich: Mut zum Sein.

  3. Ja, mitten im Wehen mit Scheuklappen. Die Landschaft ist vorhanden, der Wind ist vorhanden, und ich stelle mich so blöd an, so verbohrt, dass der Wind mir die Landkarte zerfleddert und ich über den Boden stolpere.

    Ja, ich habe den Verdacht, dass das, was Melle Mel mit Muskeln meint, und mit der Muckisprache Hiphop ausdrückt, nichts anderes ist als der Geist. Im Trainieren und im Aufnehmen von Essen und Trinken und im Umherschauen will der Geist die Verbindung mit der Umwelt aufnehmen, der Unterschied ist, ob man sich darin bewegt oder sich davon bewegen lässt, dieser Unterschied zwischen Muskelprotzen, Fahrradraserinnen, Adalbertwansten, aufgeregt Redenden und den Leuten, die in der Kammer trotz frierendem Kreislauf schreiben, das bin alles ich, das ist ein lebendiges Feld.

    Berührt es mich oder berühr ich es? Mit den Augen?

  4. Und mit den Muskeln komm ich, das ist gut, wieder zu den drogenfressenden Pferden zurück, denn wenn du verwirrt bist wie ein Mensch, brauchst du nicht unbedingt mehr Kontrollverlust, aber es tut gut, haushoch über einen Stein springen zu können. Oder jemanden für eine Kleinigkeit zu vernichten. Aggression ist gar nicht so unähnlich einer Droge, die alles verzerrt.

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