… Chaos, ein wenig jedenfalls, tut not …

– Gleich noch einmal das Inventar in einem unserer Märchen: die Starre des Wechselbalgs, den die Wichtelmänner der Mutter in die Wiege legen, wird so gebrochen: die Mutter setzt ihn auf den Herd und kocht Wasser in Eierschalen, diesen kleinen, fürs Märchen tauglichen kosmogonischen Scherben. Darauf lacht der Wechselbalg und spricht: „Nun bin ich so alt wie der Westerwald / und hab nicht gesehen / daß jemand in Schalen kocht“. Da kommen die „Wichtelmännerchen“, bringen das Kind zurück und nehmen den Wechselbalg mit sich fort. Halten wir in der Eile nur fest: beide Mail der Bann gebrochen.

Aus: „Theorie“ des Lachens, von Klaus Heinrich, in: Lachen – Gelächter – Lächeln. Reflexionen in drei Spiegeln. Frankfurt 1986.

.. .. wovon Quallen träumen .. ..

„Aristoteles führt vier Argumente an, die gegen einen göttlichen Ursprung der Träume sprechen. 1. Wenn Träume wirklich von Gott kämen, so hätte er sie den besten Menschen gesandt; es berufen sich aber ganz beliebige Menschen auf Träume. 2. Sogar die Tiere träumen, was in noch deutlicherer Weise gegen die Göttlichkeit der Träume spricht. 3. Gott würde, wenn er etwas sagen wollte, dies immer bei Tag sagen und nicht bei Nacht und 4. würde Gott seine Wahrheit nicht auf dunkle Weise andeuten, sondern hell und verständlich seinen Willen kundgeben. Hier macht sich (…) ein neuer Wahrheitsbegriff, eine neue Erkenntnistheorie geltend. Während vorher Schlaf und Traum, analog zum heiligen Wahnsinn und zu den orgiastischen Zuständigkeiten, als höhere Zustände galten, das Wachsein hingegen als profaner Zustand, kehrt sich bei Aritoteles das Verhältnis um. Der Schlaf ist kein höherer Zustand, Schlaf und Wachen sind nicht einmal gleichwertig, ebensowenig übrigens wie Tag und Nacht, sondern der Schlaf ist ein Mangel, und was ihm fehlt ist eben das Wachsein.“

(Lenk: Die unbewusste Gesellschaft)

Wovon Quallen träumen. Quallen träumen von: Anderen Quallen. Quallen träumen von Quallenquartett: GWONNA!

… … …

In einem Gartenrestaurant einem Seiltänzer zusehend
Sohn: Vata, wat hat er denn da vor ’ne Stange?
Vater: Det’s seine Blangsierstange.
Sohn: Zu wat braucht er denn die?
Vater: Da halt er sich dran feste.
Sohn: Ick denke, er brauch sich nich halten — er looft so?
Vater: Schafskopp! An wat muß er sich doch halten; sonst fallt er ja runta.
Sohn: Aber, Vata — wenn nu die Blangsierstange fallt?
Vater: Unsinn! Wovon soll denn die fallen ? Er halt ihr ja feste.

„ne eng hantan“ – eine harte Sprache, die keine Antwort erwartet

„Was diese harten Worte betrifft, von denen Clastres spricht, indem er das, was die Urubu dazu sagen, übersetzt: ne eng hantan, sehe ich sehr gut, worum es geht.* Sie beschwören nur Koinzidenzen zwischen zwei Seinsweisen herauf. Die eine ist das, was es damit auf sich haben kann, im Infinitiv zu >>sein<<, in diesem Fall menschlich sein, und das was, was es mit dieser Seinsweise auf sich haben kann, welche die unsere ist und darin besteht, sich bewusst zu sein, zu sein.

Die harten Worte, die ich finde und die ich wiederhole – zumindest eine gewisse Zeit lang – auf die Gefahr hin, sie wieder aufzugreifen, nachdem ich sie ein wenig vernachlässigt habe – beschwören bemerkenswerte Koinzidenzen herauf, Koinzidenzen und nichts anderes.“

*[Die Sprache der Autorität, sagen die Urubu, ist eine ne eng hantan: eine harte Sprache, die keine Antwort erwartet. P. Clastres, Tausch und Macht.]

Aus: Fernand Deligny: Eine einzigartige Ethnie. Natur und Macht und die Natur der Macht. Übersetzt von Ronald Voullié. Verlag Peter Engstler.

 

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„Ein erschöpfender historischer Überblick, schreibt der polnische Gelehrte, würde ein Namensregister von Aristoteles bis zur Gegenwart bilden und damit eine ebenso umfangreiche wie vielgestaltige, letztlich verwirrende >>Anthologie<<.“

.. farbecht und von guter Qualität ..

„Um sich nur an das Einfachste und Klarste  des geringsten Verhaltens zu halten, was bedeutet es, sich einem Volksstamm, dessen Alltagsleben von seiner eigenen Schwerkraft geprägt ist, mit Nippestauschwaren zu nähern?
Man könnte sagen, dass dies so Sitte ist und dass der Ethnologe vor allem ein Hausierer mit bunten Glasperlen ist, und Lévi-Strauss erzählt, dass zumindest die seinen farbecht und von guter Qualität waren. Das ist seine Annäherung. Vorspiel für den Austausch oder vielmehr Einsatz; das heißt, der Wert der ausgetauschten Worte, in denen der Ethnologe Perlen findet, entspricht dem, was er eingesetzt hat.“

Aus: Fernand Deligny: Eine einzigartige Ethnie. Natur und Macht und die Natur der Macht. Aus dem Französischen von Ronald Voullié. Verlag Peter Engstler. Ostheim / Rhön. Seite 126

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schildkroete welt du welt du

und las irgendwo dass die objektivierung mich als welt herstellt

aber wo

HIER: „Denn ‚Objektivierung‘  ist notwendig ‚Selbst-Objektivierung‘ – sowohl ‚Sich-als-Welt-Hervorbringen‘ als auch Selbstbeziehung in dieser Welt des objektiv gewordenden ‚objectiven Geistes‘.“ (s. 367ff).

GEWINNE DEINEN EIGENEN PENIS, oder 5x eine Reise an die Nordsee!!!

SAMSUNGSchmuddel: Ja oder nein? Bist du dabei? Ja? Nein? Nein, das gilt nicht. Also nein. Du? Ja oder nein? WENN DIE PIEPMÄUSE IN DER ECKE IHRE TAMPONS AUS DEM FENSTER GESCHMISSEN HABEN KÖNNEN WIR VIELLEICHT WEITERREDEN. Also, es geht darum, ob du hast, was du willst, nicht wahr, und wenn du es hast, ob du es dann noch willst, oder ob du vielleicht GANZ WOANDERS bist als dort, wo du überhaupt merken würdest, was du willst, das hat mit dem Penis gar nichts zu tun, du kannst das als lebende Leiche, als kastrierter Kuckuck, als ungewaschene Suppenschale kannst du das noch alles empfinden, empfinden ist ja gar nichts. Wir haben das ausprobiert, wir haben nicht nur empfunden, so still im Zimmerchen des Herzens quasi, wir sind bis zum Ende gegangen, externalisiert, bis wir gar nichts mehr fühlten, bis zum Ende gegangen mit der Gesellschaft, mit der Rose zwischen den Zähnen, ja sicher, aber wir sind gegangen, verstehst du, bis an die Küste, bis in die Küste hinein haben wir unsere Zähne vergraben, um zu sehen, was das bringt, was uns, was euch das weiterbringt, wenn irgendwer bis zum Ende geht, und? Was seht ihr? Einen fertigen Löwen und einen Greis, auch fertig. Nichts anderes seht ihr? Nichts anderes.
Also, nebenbei gesagt sind wir dabei erfolgreich unsere Dünkel losgeworden, sieht man das nicht? Es war nicht so ohne weiteres möglich, wie letzte Reste von Talg in irgendwelchen Ecken des Körpers ist noch Stolz darauf versteckt, ein Mann zu sein und nicht etwa eine von diesen Frauen, das kriegt man erst weg wie einen letzten Gramm Fett wenn man am Verhungern ist, es ist chemisch unzertrennt von der Voraussetzung aller Gesundheit, der Erleichterung, ich und nicht du zu sein, Erleichterung ist sicherlich das falsche Wort, irgendwann zwischendurch wenn die Sonne scheint und eine leichte Brise weht erlaubt man sich, sich zu freuen, über bloß, eigentlich, den Moment, man freut sich, dass man gerade so drauf ist, dass es einen nicht stört, man selbst zu sein, dass man einen Augenblick lang, durch welche Drogen auch immer, froh ist, man selbst zu sein und in diesem Balg zu stecken, also man freut sich über die Drogen.

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Ein Leben, das nicht mehr durch Arbeit erschöpft wird. Der Fluss in deinen Haaren wühlt. Dotter der Sonne. Hund und Abend, beide tausendohrig. Überhaupt die übergroßen Hunde, die wilden Winde. Der willkürliche und plötzliche Gedanke. Killeraffen mit metaphysischem Verlangen. Dunkel fällt der falbe Staub. Dotterhämmerung.

(Notizen, so gefunden)