.. .. ..

Zum baldigen Jahreswechsel präsentieren wir (respektive ich):

EIN FENSTER DAS DEN STURZ NICHT WERT IST.
* EINS *

1927, Frühling, der erst eben ging in Sommer auf, dehnt
Puppenlächeln auf Passanten und die Schuhe passen
Immer nicht, jeder Schritt ein neuer in die Deformierung.

Dann, wo war ich, in dieser Zeit, der meinigen
Zweifachreife, doppelt-gebuchtes Festival,
Frühjahr meiner Jugend, spät in meines
Alters Jahr, das Verlangen losgesagt –
Falschverpaartes Paar, dieser aufgeputzte Vorteil
Schaut auf den Tod, er ist ein Fenster,
Das den Sturz nicht wert ist.

Jetzt gruselts dich – schick und verhungert, die Skelette,
Ein auswändiges Defilee im Jahresverlauf, realistisch
Wie alles, was sich mit Gärten, Lächeln, Läden, Ämtern befasst.

* ZWEI *

Die Vorbereitung! Und ihre zentrale Aufhebung!

Das Jahr sinkt in die Zeit hinab, verzählt sich,
Geht auf Grund. Aber ich! Verzauberter Körper
Meiner selbst – ich weiß alles! Schreie: JETZT!
Liebesschlawittchen, verzweifelt, es ist Geschichte.

Leben wir denn nicht? Wir leben. Und lieben? Wir lieben.
„Mistwetter“; sagen Banker und Bäcker,
„Aber Morgen solls besser werden“. Wann ist das?

* DREI *

Grimmiges Unglück, lebendiger Gott, rein ist er
Sowie seine Kleidung – und ich hingegen
Knallbunt im Lobpreis, hartschrittig, er soll mir
Extase und Furcht verlernen, bis die falsche Sinuskurve
Mit einem Ruck im rechten Winkel ist. Zackzack.

Du bist der unloyalste unter den Bürgern!
Liebe wie Unliebe, Treue wie Untreue,
Raserei, Zurückhaltung, Klimax und Aufschub.

* VIER *

Und ohne mich – kein Trinkspruch, keine Plauderei.
Wirfs weg. Sei heutig. Du kannst mich befingern.
Verstand hat mich befallen wie eine Krankheit,
Ich schlucke vieles, von dem ich weiß, es ist Gras.
Muss ich denn erst zur Fuchtel werden, dass ihr versteht:
Diese Fehler sind für euch getan, damit ihr es ertragt.

* Fünf *

Damit es gut bleibt: Halt den Abstand eines Leierkastens,
Den mein Fluch verjagt, lieb mich dort, wo ich nicht bin.
Ich verfolge Pferde, Rennen, die Saison, mit Irrsinn,
Komme zur Besinnung, ich bin schlussendlich menschlich
Gegenüber dem, was nicht mehr ist, was niemals war, ich muss
Mich sputen, ein Wimpernschlag: 1928 . Widerlege mich.

.

Nach LAURA (Riding) JACKSONS Gedicht: IN NINETEEN TWENTY-SEVEN.

* EINS *

1927, Frühling, der erst eben ging in Sommer auf, dehnt

Puppenlächeln auf Passanten und die Schuhe passen

Immer nicht, jeder Schritt ein neuer in die Deformierung.

Dann, wo war ich, in dieser Zeit, der meinigen

Zweifachreife, doppelt-gebuchtes Festival,

Frühjahr meiner Jugend, spät in meines

Alters Jahr, das Verlangen losgesagt –

Falschverpaartes Paar, dieser aufgeputzte Vorteil

Schaut auf den Tod, er ist ein Fenster,

Das den Sturz nicht wert ist.

Jetzt gruselts dich – schick und verhungert, die Skelette,

Ein auswändiges Defilee im Jahresverlauf, realistisch

Wie alles, was sich mit Gärten, Lächeln, Läden, Ämtern befasst.

* ZWEI *

Die Vorbereitung! Und ihre zentrale Aufhebung!

Das Jahr sinkt in die Zeit hinab, verzählt sich,

Geht auf Grund. Aber ich! Verzauberter Körper

Meiner selbst – ich weiß alles! Schreie: JETZT!

Liebesschlawittchen, verzweifelt, es ist Geschichte.

Leben wir denn nicht? Wir leben. Und lieben? Wir lieben.

„Mistwetter“; sagen Banker und Bäcker,

„Aber Morgen solls besser werden“. Wann ist das?

* DREI *

Grimmiges Unglück, lebendiger Gott, rein ist er

Sowie seine Kleidung – und ich hingegen

Knallbunt im Lobpreis, hartschrittig, er soll mir

Extase und Furcht verlernen, bis die falsche Sinuskurve

Mit einem Ruck im rechten Winkel ist. Zackzack.

Du bist der unloyalste unter den Bürgern!

Liebe wie Unliebe, Treue wie Untreue,

Raserei, Zurückhaltung, Klimax und Aufschub.

* VIER *

Und ohne mich – kein Trinkspruch, keine Plauderei.

Wirfs weg. Sei heutig. Du kannst mich befingern.

Verstand hat mich befallen wie eine Krankheit,

Ich schlucke vieles, von dem ich weiß, es ist Gras.

Muss ich denn erst zur Fuchtel werden, dass ihr versteht:

Diese Fehler sind für euch getan, damit ihr es ertragt.

* Fünf *

Damit es gut bleibt: Halt den Abstand eines Leierkastens,

Den mein Fluch verjagt, lieb mich dort, wo ich nicht bin.

Ich verfolge Pferde, Rennen, die Saison, mit Irrsinn,

Komme zur Besinnung, ich bin schlussendlich menschlich

Gegenüber dem, was nicht mehr ist, was niemals war, ich muss

Mich sputen, ein Wimpernschlag: 1928 . Widerlege mich.

… und nun …

„Und nun komme ich auf eine besondere Eigenart unseres behördlichen Apparats zu sprechen. Entsprechend seiner Präcision ist er auch äußerst empfindlich. Wenn eine Angelegenheit sehr lange erwogen worden ist, kann es, auch ohne daß die Erwägungen schon beendet wären, geschehen, daß plötzlich blitzartig an einer unvorhersehbaren und auch später nicht mehr auffindbaren Stelle eine Erledigung hervorkommt, welche die Angelegenheit, wenn auch meistens sehr richtig, so doch immerhin willkürlich abschließt. Es ist als hätte der behördliche Apparat die Spannung, die jahrelange Aufreizung durch die gleiche vielleicht an sich geringfügige Angelegenheit nicht mehr ertragen und aus sich selbst heraus ohne Mithilfe der Beamten die Entscheidung getroffen.“ Kafka, Das Schloß, 109.

ZETTEL AUS DER SCHÖNEN NACHT

ZETTEL AUS DER SCHÖNEN NACHT: Vorderseite

Die Niederlage des Rätsels (oder: der Rassel?)

Rückkehr zu nicht-sexuellem Verhalten oder Schlaf: „Ich weiß ja nicht, was Du kannst, aber ich, ich kann nicht schlafen!“

Ich hab immer die Hand am Dimmer (der Himmel mit der Beatritsche!) Zeit, zurückzugehen und „fliegen“ zu können.

NEUES GELINGEN: Ein noch nicht formulierter Wunsch und eine noch nicht durchdachte Aktion treffen aufeinander.

„der gemeinsame traum“. – die entstehung des begriffs TAL

„IGEL ESSEN BEIM ZIGEUNER“ –

Sparkasse. Zukunft Elbe-Elsterland.

„keine ahnung von fremdbefruchtung“, der hauptmissionar, aber die augen kannst du nicht anders als gütig bezeichnen.

geloider, gebräuche, glorreiche graunbrüder. internationaler graunwettbewerb.

„ein genie-reisle“ (abgebrochen). dieser führer ist ein literarischer pädagoge. kloster maulbronn. birnenmost. Oh! birnenmost. Oh! birnenmost. Oh! und: „Da oben auf den Bergen haben sie ein Schafottle“. die kam raus aus bett&bad, eine abgesunkene maria.

sie sagen: „der tag iss schoschö“. – „weil sie von ihrem text nicht abkommen.“

„Dein Pulver wird dir nass dereinst im Grab, Irene.“ (Sagte Elke Erb.)

Verherrlichung! Was macht ihr eigentlich, während ich mich verherrliche… alleine gelassen.

ACHTUNG! Sag Daniel nicht, dass oben nur das Pferd ist.

Indiskrete Insekten sterben auch in mir.

CHANSON mit KOPFWURF/NACKEN: nur der suff will von mir kinder. nur der suff und niemand sonst will von mir kinder.

ZETTEL AUS DER SCHÖNEN NACHT, Rückseite

(anwesend waren AC, EE, CF, MR)

:: :: :: ::

„Die Anzahl der Zeilen ist festgelegt auf acht, die der Zeichen pro Zeile auf jeweils fünf oder sieben. Kein Zeichen darf zweimal erscheinen. Grammatische Hilfswörter (sogenannte ‚leere Zeichen‘) sind zu vermeiden. Reim ist obligatorisch am Ende jeder geraden Zeile. Antithetische Parallelführung der Satzglieder ist vorgeschrieben für die dritte und vierte sowie für die fünfte und sechste Zeile. Schließlich muss jede Silbe einem Tonschema von alternierenden ebenen und unebenen Tönen folgen, was dem Gedicht Wohlklang verleiht.“

Brieselang/Kansas

O Leitung wohin wohin verschwinden die Stimmen, die Stimmungen? Wohin der Wind?

Wenn er nicht geht, was macht er? Wer kennt sich aus? Die in den Häusern? Die Ponneys?

Die so gerade radfahren? Ueber die Fahrradbleche, die einen Gartenzaun bildeten, dachte

ich lange Zeit nach, doch nicht ueber meinen Geliebten. Ueber Geliebte denkt man nicht nach.

Man denkt hin, hin, hin, hin, hin, hin, hin, hin, hin, hin.

Largo

Ausdehnung, oft ohne Dankbarkeit hingenommen, wird zum Problem, oder zu etwas, was man endlich dankbar hinnimmt, wie man fuer einen Durst dankbar ist, wenn das Gemuet bewegt wird. Bewegt man das Gemuet von Berlin nach Duesseldorf, zum Beispiel, kann es sein, dass es den Durst nimmt und damit in sehr eigensinnige Orte will, wo es Bier geben soll. Disziplin heißt dan, nicht da zu sein. Etwa musste ein Flugzeug in Wien von der Landebahn umkehren, weil der Turm angerufen habe und gesagt habe, sie muessten noch die Tueren und Klappen ueberpruefen. Als das Flugzeug das gemacht hatte, wusste niemand mehr von dem Anruf. Der Kapitän hat das aufgeregt den Passagieren mitgeteilt. Wer sich solche Scherze erlaube, werde man schon herausfinden. Der Deutsche ließ in seiner Stimme eine tiefe Skepsis gegenueber dem österreichischen Gemuet durchhören. Disziplin muesse aber sein, wegen der Sicherheit. Diese Disziplin in diesem Fall fand ich aber schön. Es war eine ziemlich totale Abwesenheit – entgegen dem Plan noch nicht abgehoben zu sein – in der ich meine grundlose Euphorie weiter begehen konnte wie einen leeren Euter.

Wie viel zärtlichen Zufall braucht es nicht, um die Vorarbeiten zur Euphorie nicht eilig zurueckzulassen, ja die Euphorie selbst hastig und grob zu melken, bis die Zitzen wund sind? Wie komme ich auf diesen Vergleich? Fruehe Donald Duck-Filme. Immer extrem pervers und aufschlussreich. Wie gut sie sich mit Bewegungen auskannten! Wie geil muss es nicht gewesen sein, die neue Form des Comics zu reiten, bis die Augen vor Lachen aus den Sockeln fielen! Freut euch der Abschiede, die noch nicht ganz sind.

Der lange Moment, sueß und lächerlich zugleich, der Annäherung

an die Kneipe, die meine Stammkneipe werden könnte, wenn ich bezahlen wuerde mich um sie bemuehte, ja wenn ich lernte, wie man eine Beziehung fuehrt, erscheint jetzt, im blauen Licht der Dämmerung, welche irgendwie „illuminativ“ wirkt und zugleich die schwebende, die köstliche Lächerlichkeit des Ernstes, mit der ich meine Annäherung vollfuehre, und die Unverhältnismäßigkeit der Größe meines lang gehegten Vorsatzes auch, ungefähr in diesem Moment in diese Kneipe zu gehen, deutlich hervortreten lässt, wie sie alles deutlich hervorhebt, was es an dieser weiten Straßenecke gibt, in vielen Fällen seit hundert Jahren oder mehr, und mich wieder zu beobachten scheint, wie ich schon die Leute, die vor der Kneipe auf den Bierbänken sitzen – zärtlichen Bierbänken, fuer Dämmerungssitzen und vorsichtige, gut abgesessene Gespräche, und klare, fadengleiche Schnäpse, nicht wie bei anderen Kneipen zum Konsum derber Scherze und dickem Alkohol geeignet und gedacht – die derbsten Scherze sind hier zärtlich, präzise, mit Erfahrung und Absicht plaziert – gewahre, sie auch mich – das alles gemahnt mich an einen Satz von Joseph Conrad, der mir schon gestern Abend meinen Gang mit unbestimmtem, jedoch kneipenartigem Ziel treffend zu beschreiben schien, original aber den Vize-Raja in der Novelle „Almayer’s Folly“ beschrieb, der in der Mittagshitze die staubige Hauptstraße eilig ueberquerte wie eine dicke Ziege „bent on some unlawful expedition“.

Ja, leider fuehrt alle Bereitschaft, Gesetze zu brechen und gefährliche Idioten mit simplen Axthieben zu erledigen, doch nur in die Kneipe, wo Gleichgesinnte sitzen, die man necken kann. O Harmlosigkeit der Welt!

Here am I

A monument to myself, a fish out of water, in der Fremde bin ich mehr als ich, bin ich Karikatur und flache, charismatische Seele.

A monument to myself, a fish out of water, in der Fremde bin ich mehr als ich, bin ich Karikatur und flache, charismatische Seele.

.. .. ..

„It was not only soldiers and scholars who resisted the Manchus. Many early Qing painters used their art to show their agitation and lack of faith in the regime. Through boldly innovative and eccentric brushwork, and the use of empty space in their compositions, they portrayed a world that was bleak or out of balance. Lone and twisted pine trees, desolate, angular mountain ranges, images of tangled foliage laid on paper in thick, wet strokes, isolated birds or fish – such were the subjects these artists often chose.  (..) Bada Shanren (his self-selected name, meaning ‚one who dwells in the eight great mountains‘) made silence his gesture of defiance to the Qing. After writing the Chinese charakter for „dumb“ upon his door, he refused to speak anymore, though he would still laugh or weep extravagantly when drunk or caught in creative fever.“

Aus: Jonathan D. Spence: In Search of Modern China.

… das ende der geschichte ..

„Damit beendete Alexandros seine Geschichte.
Der feste Glaube und die überzeugende Einfachheit seiner Erzählung hinderten uns daran, sie zu kommentieren. Außerdem war es 27 Minuten nach Mitternacht. Und, da der letzte Zug in die Stadt um zwölf Uhr dreißig fuhr, mussten wir uns sofort von ihm verabschieden und in großer Eile aufbrechen.“

Das ist das Ende der Geschichte „Im Licht des Tages“, von Konstantin Kavafis.