Eine unergiebige Begegnung

Ein Plakat pflückte mein verkatertes Auge, von der Innenseite der Tür einer Jugendherberge aus. The annoying thing, das Ding, das die Nerven blankreibt, entsprang, wie es schien, einer kommerziellen Unterhaltung, einem Animationszusammenhang. Es hatte einen Helm auf und ähnelte einem Frosch wie einem Cretin von Außerirdischen. Dass es eine elektrokindliche Stimme haben würde, ahnte ich Ausgeburt meiner Zeit.
Die Idee schien mir gut, das nervende Ding so herauszuheben und als lebendiges Wesen auszustatten, und ideal hing es in einem betrieblichen UND häuslichen Zusammenhang, wo die nervenden Dinge Anlass von Einklang und Fröhlichkeit bilden.

Nach der Netzrecherche war ich enttäuscht und gleichzeitig durcheinander. Im Videoclip, der diese Figur berühmt gemacht hat, befanden sich mehrere Themen messie-haft weniger kombiniert als zusammengestapelt, und ich hatte den Verdacht, dass gerade das für die scheinbare Popularität der Figur verantwortlich war. Man ist sich einig, dass sie absurd und dämlich ist. Der Reiz besteht in der Enttäuschung der Erwartung – vielleicht mehr faule Scheu als Sehnsucht – , dass es nichts zu durchschauen gibt. Wie die Erleichterung, die derjenige Glückspilz spüren würde, der einmal einen Pfannkuchen ohne Füllung geschenkt bekäme. Nichts Mysteriöses, kein Kern. Kein Drinnenbleiben und kein Ausschwappen, kein Thema, keine Überschrift, kein Inhalt, kein Ende des Inhalts, keine Form, dessen Beziehung zum Inhalt problematisiert werden könnte. Die Formlosigkeit ist klobig und daher nicht sofort offensichtlich. Es ist der pure guilty pleasure ohne guilt und ohne pleasure.
Da schnallte ich: Es geht um 3D!
Das erklärte alles.

Pferde, die drogensüchtig sind!

„So gefiel auch ihnen diese Welt nicht allzusehr, diese immerwährende Starrheit von allem, das immer wieder an seinem Platz gefunden wird, und dieses schöne Gleichgewicht auf vier Füßen, die von jenen so sehr ersehnt werden, die sie nicht haben.
Es gibt in Dakota einen Strauch, eine Art Astargallus, von dem, sagt Professor LOUIS LEWIN, ‚ein Pferd nur einmal zu fressen braucht, um unheilbar Gefangener dieser Nahrung zu werden, sofern sie ihm nur zugänglich ist. Es genügt sogar, dass ein einziges Tier davon frisst, um eine ganze Herde nachzuziehen, die den Astargallus verspeist … Wenn es einen kleinen Kiesel auf der Erde sieht, macht es einen riesigen Sprung darüber, mit dem es über eine Mauer setzen könnte …‘
Es liebt also auch die Täuschung, die Träume, die Loslösung seines Ich, die Liquidation seiner treuen Organe (unerträglich, wie treu sie sind!) und des Bodens (auch er so treu).
Diese vielgerühmte Koordination der Bewegungen, durch die das Pferd ein Meisterwerk ist, wie sein Herr und Meister, es freut sich, wenn es sie einmal loswerden kann, wie sein Herr und Meister – um sich von ihr auszuruhen, dieser verdammten, langweilig perfekten und anspruchsvollen Mechanik, und man sieht, wie es auf jene Ebenen zurückkommt, die für die Seele so köstlich sind, und wie es in ihrem Schatten wirklich träumerische Haltungen ennimmt.“

Henri Michaux

Die Therapie

rennbahn12c

Es hieß, dieses Wochenende würde uns helfen, der Therapie den Rücken zu kehren, ohne Angst zu haben, sie würde uns in denselben fallen. Die Vorstellung war dennoch beunruhigend: ein Leben in beständiger Wachsamkeit gegen die beständige Wachsamkeit, die imstande ist, sehr viele der Schönheiten, die an einem Wochenende vorkommen können, zu versauern. Du bist schon wieder wachsam, überhörte man oft in sanftem Tonfall, wenn man durch den Garten des Anwesens ging, vorsichtigen Schrittes, alle Muskeln auf eine sanfte Weise nicht so sehr angespannt wie bewusst. Man darf nicht vergessen, dass das mit der Elektrizität stimmt: Andauernd fließt es und belebt sind alle Elemente unserer Glieder. Es gilt also, die Wachsamkeit in so etwas wie verteiltes Frohlocken zu verteilen. Das ist der Schlüssel zum universellen Erfolg, nebenbei bemerkt. Anfänger laufen Schauder über den Rücken. Das gibt sich bei längerer Übung.
Um die Kontrolle darüber, wo unser Zustandsmarker in der Skala der Belebtheitszustände zittert, zu erlernen, war diese Wochenendübung gedacht, als Ding verbracht zu werden. Manchmal alleine, manchmal in Paaren. Einmal bist du das Ding, einmal ich. Daran wachsen wir beide.

literally smoken

litter ralley  = schneller vollaschen

because the flight = fake me now baby here as i am

bezirzamt muedde = machsch du vel sex (pelze vorrätig)

profizirkus = amateur view

drogeriekette = in jedem siebten nahrungsergänzungsmittel

initiativbescherung = wie man sich denken kann

official music video = kann man mal sehen

windsor knoten = we, and by that i mean both of us

Die Ehe der Interpretation, diese verfluchte Vielehe

Hubert Fichte in „Die Buchstaben der Psyche“: Die Dinge haben Macht über mich, weil ich sie selbst einmal war.

Wer die Dinge mit sich selbst so großsprecherisch – befruchtet? kontaminiert? aussaugt? – dem werden sie irgendwann ganz absichtslos ihre Ebenbürtigkeit beweisen. „Wer war wer?“ heißt es, wenn alle, Macht ist Gewicht, gegeneinanderprallen im Schwerelosen.

.. möbel u.s.w. ..

„Das Leben in der Anstalt bewegt sich zwischen Isolierräumen, die ’so lange als Zimmer (und sogar manche als elegante Salons) eingerichtet sind, als der betreffende Kranke nicht die Möbel u.s.w. zerstört oder als Waffen verwendet‘, und einer Palette von Beschäftigungsmöglichkeiten, die durch Turnplätze, eine Kegelbahn, aber auch einen Spielsalon gegeben sind. In diesem Ensemble wird die therapeutische Suggestion darauf beschränkt, die Atmosphäre der Anstalt zu heben: ‚Eine Form der Suggestion ist bei uns allerdings im Schwang, d.i. jene, welche seit jeder kundige Erzieher gegenüber ihren Zöglingen verwenden, bestehend in einer unentwegten, sanften, liebevollen, aber beständigen und unablässigen Einwirkung, die fern ist von jeder Nergelei und Schulmeisterei.'“

Worte

Ich möchte Borten; ich möchte die Borten
sortieren. Ich möchte verstehen und nicht
verlieren. Nicht den Verstand, sonst gern viel,
aber nicht alles. Nicht alles auf einmal.
Die Fröhlichkeit der Gegner steckt an.
In Gesellschaft von Giraffen sind wir stumme Tiere.
Nicht Tiere, Vermieter von Überkommenem.
Doch so möchte ich nicht vollkommen,
verkommen und guten Muts sein,
ich möchte mit gutem Grund guten Muts sein.
Mutig bin ich, aber nichts weiter, was ich brauche.
Ich bin ein Zögerlicher und möchte die Borten
sehen können, die mich zur Ordnung rufen,
ich möchte sie wiederum auch zur Ordnung rufen:
Ruft mich nicht wegen Nichtigkeiten!

Er möchte die Borten verorten?
Nein! Ich möchte, dass die Wortspiele fort gehen
und das da lassen, was stimmt, damit ich
darin baden kann wie in Milch.

.. ich suchte etwas anderes und habe das gefunden ..

Das Aufhören im Wort ist ein langsamer Vorgang, der
erst von seinem Ende her, also lieblos, anfällt. Dann
sehen wir, wie die Zerstückung einer Mondscheibe an
die Zerstückung eines Daches fällt, aber das schlei-
fende Geräusch, das wir uns vorstellen, weil es das
Aufhören im Wort hervorruft und nicht in unserer
Vorstellung, hören wir nicht, wie es aufhört, noch den
Staub, den es wirbelt, wie er unerfahren zurückfließt,
noch den Rahn, wie er glost, weil ein Brennglas ihn
schiebt. Von seinem Ende her betrachtet; ist das Auf-
hören im Wort ein schmerzloser Abgang vom Ab-
schied des Haltens, also ein wortloser Zustand, der
aufhört, weil mit dem Wort das, was im Wort das
langsame Aufhören hervorruft, anzufallen aufgehört
hat.

(Oskar Pastior, Jalousien aufgemacht, 209)

Hari Crunch – Bring the Temple Home

Alles klar

Aha, ich verstehe

cereal to balance my day. aha, aber ich verstehe nicht. wenn wir über gaganess reden, dann müssen wir über müsli reden, denn das müsli redet mit mir. wobei mir nicht klar ist, ob alles klar nicht als frage gemeint war und aha, ich verstehe als antwort, oder ob es als eine einsicht zu lesen ist. hari crunchnah, hari hari.

.. ..

und nichtigkeit verdinglicht sich, vertinglicht sich, wie isses, isses  –
issesnüsch – hamm denn alle immer nurzutun? und tun, und tun ihr NUR?
was frage ist, was alles ist:   maschinenmürb, erwarte ich: jajajaja!
nenenenene! erwarte ich, erwarte ich, erwarte, dass ändert sich:: die nicht-
die nicht- die nicht- die nicht-ichkeit, es ist ja nicht gemacht für mich –
es ist das weiße, und das weiße wehrt sich nicht. le blanc souci – nun
hört auf mich und lasst mich nicht. verzweifelung, nene, das nicht,
nur wäre nicht, dass etwas ist, viel besser als dass gar nichts ist??? bitt!
bitt! bitt! so frage ich. verdinglicht nicht. es ist ja nicht. oder gar: NICHTS!
es ist nur so: WIE LANGE WARTETETETETETETTETETETETE ich? sehr.
und tut sich nichts. und tat sich nichts. und tit sich nachts. und nucht
sich tits. und selbst wenn gaga evil iss – dann ist doch gaga besser noch
als immer, immer, immer, immer, immer wieda, wieda, wieda:: nichts.
ich rate nichts, ich rate nichts, ich rate itzt: unterschätzt mir nicht,
die steigerung, die stufen der enttäuscherung und drauf hoch zugehn,
in den enttäuschungsturm. wo dann, würrrklisch einmal nichts mehr ist.
erinnert doch, was war doch itzt, wo dieses weiße war – und haben wollt,
gegen das nichts und gegen horden vollidioten! und nun, und nun???
jetzt lasst ihr mich, jetzt lasst ihr mich, und ihr lasst mich LLAALLLEIN!!!

.. please come flying ..

oh, please come flying.. from brooklyn, over the brooklyn bridge, (Elizabeth Bishop an Marianne Moore) – on this fine morning, so ein feiner, prächtiger morgen, please come flying, bitte komm geflogen, in einer wolke glühend blasser (blass glühender) chemikalien, bitte komm geflogen, in the rapid rolling of thousands of small blue drums (tausend kleine blaue trommeln, ach!) – descending out of the mackerel sky (mit schäfchen) over the glittering grandstand (haupttribüne) of harbor water, please come flying, bitte komm geflogen.

whistles, pennants (wimpel) and smoke are blowing. schiffssignale, cordially, mit multitudes of flags, die fallen und steigen wie vögel all over the harbor (überallerhafen)  kommt sie schon geflogen? Enter: Two rivers, gracefully bearing countless little pellucid jellies (durchsichtige – nein, nicht doch sülzen, glänzender glibber.. wie denn noch, wie denn) in cut-glass epergnes with silver chains. The flight is safe; the weather is all arranged, ein sicherer flug, das vereinbarte wetter, die wellen in versen this fine morning: running. bitte komm geflogen, please come flying.

mit dem spitzen zeh of each black shoe, trailing a sapphire highlight, saphire blinkern, with a black capeful of butterfly wings and bon-mots, with weiß der himmel wie vielen engeln, riding on the Broad Black Brim, breiteblatzebrempe of your hat, please come flying, bitte komm geflogen.

bearing a musical inaudible abacus – oh, einen unhörbaren abakus, musik, a slight censorius frown, and blue ribbons, blaue schleifen, please come flying. fakten, tatsachen und wolkenkrater glint in the tide, manhattan is all awash with morals, sittlich geflutet, bitte komm geflogen, please come flying.

den himmel besteigen, an ihm (in ihm) empor, with natural heroism, über die unfälle (zufälle), above the malignant movies, the taxicabs and injustices at large (taxicabs and injustices at large!), while horns (hörner, hupen) are resounding in your beautiful ears, die gleichzeitig einer sanften (soften) unerfundenen (unerhört, erfindlichen) musik lauschen, fit for the musk deer, please come flying. bitte komm geflogen.

for whom the grim museums will behave (grimme museum sich höflich benehmen werden) like courteous male bower-birds, for whom the agreeable lions lie in wait auf den stufen zur public library, eager to rise, durch die türen folgen, mitzukommen in den lesesaal, please come flying. we can sit down and weep (hinsetzen uns, weinen); einkaufen gehen, or play a game of constantly being wrong (das sich-immer-täuschen-spiel, das stets-im-irrtum-spiel) with priceless set of vocabularies, or we can bravely deplore (tapfer beklagen), but please come flying. aber bitte komm geflogen.

with dynasties of negative constructions (dynastien negativer bauten?) darkening and dying around you, with grammar that suddenly dreht sich und scheint, leuchtet wie flocks of sandpipers (schwärme, strandläufer) fliegen, please come flying. bitte komm geflogen.

komm wie ein licht im white mackerel sky (himmel, weiße schäfchen), komm wie ein daytime-comet, helllichter komet, des helllichten tages komet, mittagskomet, mit einer, einem langen unnebulous (unnebulösen, entnebelten) train of words (wortspur) (streifen, wenn sie kondensieren sagt man streifen) (zug von worten) from Brooklyn, über die Brooklyn Bridge, an diesem fine morning, bitte komm geflogen, please come flying.

(aus der: invitation to miss marianne moore, von elizabeth bishop)

Libby Wald in der Late Schow

Vielen Dank, Bob Tale und das „Sarkastische Saxophon“. Nun begrüßen Sie mit mir: Libby Wald, Zerstörungsarchitektin. Libby, kannst du uns erklären, was eine Zerstörungsarchitektin ist?

Ja, ich bin Zerstörungsarchitektin und, wie der Name schon sagt, ich zerstöre Gebäude.

Warst du immer schon Zerstörungsarchitektin?

Als Kind wollte ich Architektin werden.

Danke, Libby Wald! Würden Sie jetzt so nett sein, ein Gebäude für uns zu zerstören?

Vielleicht das Studio?

Eintritt Sisyphus der Kammerdiener

Er ist in seinem Beruf als Doppelspion ein beliebter Komplize beim Menschenraub. Er selbst erfüllt dabei die Funktion des rotierenden Gastgeschenks.  Die I reiten über den Berg Armoire, um von den K einen zu rauben ( oder zu naschen ), und hinterlassen den Kammerdiener als Gastgeschenk. Einige Wochen später wird er retourniert, wenn es daran geht, einen Revancheraub zu unternehmen. Mag sein, dass er zwischendurch auch eimal den Ritt machte, um den I das Lösegeld zu bringen und den Raubgegenstand zu den K zurückzubegleiten. Bei dieser Gelegenheit konnte er gleich Abmachungen für das nächste Mal treffen. Bemerkenswert:es gibt keine Zinsen.

In seiner nächsten Anstellung, als er schon Arthritis hatte, musste er die Teehauben einer älteren Dame auftrennen, während sie sie an einer anderen Stelle weiterstrickte.

( was die Visitenkarte eines Mörders ist )

har, har, har, lacht S der K im Chlaf. Die Frische Luft des Fehlers – Machen Sie die Fehler auf, um Himmelswill, ich ersticke, diese pustelnden Gardemuskeln, die perlen an den Regenkanten…helle Beine…Quetschungen im Bereich der Möglichkeiten, der Pfad ist schmal, das Kullern leicht…

…hm, hm…hm.. (was ist denn die Visitenkarte eines Mörders?)

(Die Arschkarte der Unschuld, die dem Loser aus dem Ärmel gefallen ist, klimpert die alte Dame, und stellt das Schnarchen des Sisyphus mit einem Nadelwurf ab. Sie war vor der Gicht Dartkönigin in Indien.)

Es kommt immer wieder ein neuer Sisyphus.

René Crevel über Lautréamont

Une porte s’ouvrait sur la mer. Maldoror. Aurore du mal. Vésuve du matin, et cette fraîcheur criminelle des algues dans la chaleur même du volcan. Alors nous avons connu le règne des choses disproportionnées. Une porte spontanément s’ouvrait sur la mer. Lautréamont fut au seuil de la bouleversante amitié que je n ‚ai pu m’empêcher de vouer à des hommes